Michael von Albrecht: Victoris Pöschl piae memoriae Werner Erdt: Grundsätzliches zum Problem des fächerübergreifenden (Latein-)Unterrichts Klaus v. Fleischbein-Brinkschulte: Alt, aber lebendig- Zur medizinischen Terminologie Dieter Friedel: Plakatwettbewerb "Latein braucht Nachwuchs" Hans-Joachim Glücklich: Der Verband EUROCLASSICA Sonja Hausmann-Stumpf: Pompejanum - ein fächer- und jahrgangsstufenübergreifendes Projekt Friedrich Maier: Principiis obsta! Latein keine Fremdsprache mehr? Maier / Seidensticker: Zusammenarbeit von DAV und Mommsen-Gesellschaft Scheda / Brückner: Zur Lage des altsprachlichen Unterrichts in Deutschland Franz Peter Waiblinger: Alte Sprachen und neue Medien
Michael von Albrecht: Victoris Poeschl piae memoriae
VICTORIS PÖSCHL PIAE MEMORIAE
Dic, Musa! Vitae
participem virum,
cui magna vivo gloria contigit,
vocasne mortalem? supernas
num dubitas reserare mensas?
Conviva vita laetus ut exiit,
firmare mentes atque animos potens
lenire regali loquela,
symposiarchus honore dignus.
Non respuebat seria, non iocos;
magni putabat magna, minutias
curasque muscarum minores
despiciens aquilae volatu.
Immota virtus non refugit Styga,
dolore forti fortior evenit,
morbos et aerumnas sereno
dissimulat generosa vultu.
Ducente tangis Vergilio nemus
Sallustianis pulchrius hortulis:
te lingua Tulli, vox Horati,
teque tacens Tacitus salutat.
Victoris altrix tum Polyhymnia
Fontes recludit Castalios, refert
arcana sermonis Latini,
vivificans animos iacentes.
Lugere noli, Musa! Legentium
nunc ora, Victor, pervolita vigens!
Quae vita sit, nescit caterva
mortua. Tu sapis atque vivis.
Michael von Albrecht
Werner Erdt: Grundsätzliches zum Problem des fächerübergreifenden (Latein-)Unterrichts
Dieter Friedel: Plakatwettbewerb 1996/97 Latein braucht Nachwuchs"
Interdisziplinarität ist ein Modewort geworden - sowohl an den Universitäten mit ihren interdisziplinären Lehrveranstaltungen und Ringvorlesungen als auch - jetzt - an den Schulen, so nun also ebenfalls in den Fächern Latein und Griechisch. Rainer Nickel, verantwortlich für das Septemberheft des AU 1995, hat dieses Heft mit Fächerübergreifender Unterricht" überschrieben. Das klingt schon bescheidener als interdisziplinärer Unterricht.
Aber die ganze Sache ist m. E. zweifelhaft, wie auch schon ihr Ansatz, die These nämlich, der Fachunterricht störe die Balance von Forderung und Interesse" (R. Thurow), ideologieverdächtig klingt. Der übliche fachspezifische Unterricht ist eine Form der Disziplinierung und Konzentration, die der Schulunterricht wie auch die Wissen
schaft dringend brauchen. Die genannten Anforderungen sind geradezu proprium der schulischen und wissenschaftlichen Arbeit. Diese erhebt an den Lernenden bzw. auch an den wissenschaftlich Arbeitenden einen sachlichen Anspruch, dem er genügen muss, an dem er wachsen kann. Der Anspruch ergibt sich aus der Sache selbst, ist einfach da und steht zunächst einmal gerade nicht ausbalanciert, sondern einseitig da. Erst wenn der Anspruch genommen wird, entsteht zunehmend mit der Bewältigung der Aufgabe ein Ausgleich. Der Schüler und junge Mensch aber will sich konzentriert und in beschränkender Selbstdisziplin dem sachlichen und fachspezifischen Anspruch stellen, um an ihm zu wachsen. Und das ist unendlich viel wichtiger als das Hinaussehen über den eigenen Gartenzaun, denn das macht man natürlich und von selbst. Zu dem, was man natürlich und, ohne dazu aufgefordert zu werden, macht, gehört auch die existentiale Interpretation, also die Frage was sagt mir der Text?"
Rainer Nickel schreibt am Ende seiner Einleitung des Heftes (S. 6) Um schließlich noch einem möglichen Missverständnis vorzubeugen: Fächerübergreifendes Lernen unter Beteiligung des altsprachlichen Unterrichts ist kein neuer Versuch, die alten Sprachen in der Schule zu legitimieren. Es geht vielmehr um die Legitimation schulischen Lernens insgesamt." Dazu möchte ich abschließend sagen: Das schulische Lernen insgesamt bedarf keiner Legitimation, sondern ist in sich sinnevident - wenigstens in der Form des disziplinierten, konzentrierten und deshalb fachspezifischen Unterrichts. Das Fächerübergreifende oder gar Interdisziplinäre" ist sicherlich immer wieder einmal ganz interessant, aber gerade nicht das Schulende.
Der Leser kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass entgegen anderslautender Beteuerung in dem Heft doch der - untaugliche - Versuch unternommen wird, die alten Sprachen im Schulunterricht zu legitimieren, zumal wenn im Kontext fächerübergreifenden Arbeitens sogar noch von Dienstleistungsfunktion des Lateinlernens" die Rede ist.
Eine Legitimation von Latein in der Schule kann nur über das proprium des Lateinunterrichts erfolgen, und das ist nun einmal LATEIN! Demgegenüber erweist sich das Postulat vom Fächerübergreifenden und Interdisziplinären, wie ich fürchte, als nicht so recht tragfähig.
Die Legitimation von Latein, das ist die über sprachlich-grammatische Mustererkennung laufende Schulung sowohl der sprachlichen als auch der logischen Fähigkeiten - an Gegenständen, die mit der abendländischen Zivilisation engstens verbunden sind, - und in einem Medium, das die Identität dieser Zivilisation und ihrer Menschen wurzelhaft sichert. Letzteres gilt heute, wo wir vom weltweiten Pluralismus und clash of civilizations" (Samuel P. Huntington)1 sprechen, mehr denn je. Wir sollten diese Rückversicherung unserer Identität nicht aufgeben, schon gar nicht in der Schule.
1) Jetzt deutsch: Kampf der Kulturen, Europaverlag München 1996.Werner Erdt, Bad Sachsa
Klaus von Fleischbein - Brinkschulte: Alt, aber lebendig .Zur medizinischen Terminologie
Warum heißt die Achillessehne Achillessehne? Die meisten Studienanfänger/innen im Fach Medizin werden diese Frage zumindest annähernd beantworten können noch bevor sie den Kurs in medizinischer Terminologie überhaupt begonnen haben. Dort aber werden sie erfahren, dass die Achillessehne in der Sprache ihres Fachs schon seit geraumer Zeit nicht mehr so heißt, und sie werden - weil der Unterricht in medizinischer Terminologie seit der Approbationsordnung für Ärzte von 1970 an den deutschen Hochschulen von den medizinhistorischen Instituten bestritten wird - auch noch lernen, warum dies so ist. Genaugenommen aber ist der Kursus der medizinischen Terminologie Sprachunterricht im reinsten Sinn.
Wie bei allen Fachsprachen handelt es sich bei der medizinischen Fachsprache ihrem Wesen und
ihrer Entstehung nach um eine Begriffssprache. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Insofern unterscheidet sie sich in funktioneller Hinsicht in nichts von der Terminologie der Physik, der Pädagogik oder des Installateurwesens. Und doch bestehen Unterschiede zu anderen Fachsprachen, und dies drückt sich nicht zuletzt in der Tatsache aus, dass einzig der Unterrichtsplan der medizinischen Fächer sowie der der Pharmazie einen Pflichtkurs in Terminologie vorsieht.
Die dürre Bezeichnung medizinische Terminologie" täuscht darüber hinweg, dass es sich bei der Sprache der Medizin um eine alte, aber auch um eine lebendige Sprache handelt. Das erscheint zunächst paradox, entstammen doch Vokabular und Wortbildungslehre fast ausschließlich aus zwei toten Sprachen, dem Lateinischen und dem (Alt-)Griechischen.Die medizinische Fachsprache besteht aus zwei großen Teilen: der anatomischen Nomenklatur, die der originäre Teil dieser Sprache ist und aufgrund ihrer Bearbeitung und Regelhaftigkeit bereits auf den anderen, den dynamischen" Teil hinweist, auf die klinische Terminologie. Sie umfasst u. a. Krankheitsbezeichnungen sowie die Begrifflichkeiten von Diagnose- und Therapieverfahren.
Die anatomische Nomenklatur ist ein Vermächtnis der Medizin des Altertums. Erste schriftliche Zeugnisse, die sich speziell mit der anatomischen Namensgebung beschäftigen, stammen aus dem 2. Jh. n. Chr. und sind in griechischer Sprache verfasst. Die abendländische Medizin kam erst über einen Zeitraum von nahezu 900 Jahren mit dem anatomischen Wissen der Antike in Berührung und dies hauptsächlich durch die Rezeption der arabischen Medizin, welche die griechische und byzantinische Wissenschaft beerbt hatte. In den salernitanischen Übersetzungen des Constantinus Africanus und denen des Gerard von Cremona in Toledo wurden zahlreiche Begriffe der hebräischen und arabischen Sprache in latinisierter Form beibehalten, was zu Unklarheiten in faktischer Hinsicht und zu Verunstaltungen der sprachlichen Form gleichfalls führte. Aber auch die Erneuerung und Purgierung des Lateinischen als Gelehrtensprache, insbesondere die Bemühungen der Humanisten, den klassischen sprachlichen Vorbildern zu folgen, konnten eine große Schwäche der anatomischen Nomenklatur nicht beseitigen, die ihren Ursprung im Altertum hatte. Der Verzicht auf Genauigkeit und Eindeutigkeit - vor allem in den Schriften des Galen von Pergamon - hatte zur Folge, dass trotz der Bemühungen der Wissenschaft in der frühen Neuzeit - einsetzend mit dem epochalen anatomischen Werk des Vesal - die medizinische Fachsprache bis zum Ende des 19. Jhs. weit davon entfernt war, eine eindeutige und allgemein verbindliche anatomische Nomenklatur zu besitzen. Es existierten in der medizinischen Terminologie bis zum Beginn unseres Jahrhunderts eine Unzahl von Synonyma und sprachlichen Willkürlichkeiten.
Dem Wiener Anatomen Josef Hyrtl ist es zu verdanken, dass 1880 eine grundlegende Überarbeitung der anatomischen Fachsprache eingeleitet wurde. Beginnend mit der Ausgabe der Basler Nomina Anatomica (BNA) von 1895 wurde eine Reform der anatomischen Namensgebung herbeigeführt, die vorrangig eine Tilgung aller Mehrfachdeutungen beinhaltete. Eine Fülle von sprachlichen Ungenauigkeiten blieb jedoch bestehen. Erst 40 Jahre später, auf dem deutschen Anatomentag in Jena 1935 lag eine Neufassung vor, die sich zwar durch große Genauigkeit, aber ebenso große Umständlichkeit auszeichnete und deshalb international keinen Anklang fand. (Trotzdem wurden die Jenenser Nomina Anatomica (JNA) im Alleingang im nationalsozialistischen Deutschland eingeführt.) Erst die 1955 in Paris verabschiedete Fassung der Pariser Nomina Anatomica (PNA) bildet die heute international gültige anatomische Nomenklatur.
Wenn auch einige Grundsätze der PNA bedeutend sind für die klinische Terminologie, wie etwa der, dass die Begriffe einprägsam, belehrend und beschreibend sein sollen, so mangelt es auf diesem Gebiet der medizinischen Fachsprache noch vielfach an Eindeutigkeit und Ordnung. (Dies betrifft hauptsächlich die internationale Vereinheitlichung von Begriffen aus den naturwissenschaftlichen Nachbarfächern, wie z. B. der Biochemie.)
Gleichzeitig aber haben die Unterschiede zwischen anatomischer und klinischer Terminologie durchaus einen Sinn. Sie beantworten auch die häufige Frage, warum ausgerechnet Latein und Griechisch, und nicht eine international gebräuchliche Neusprache als Grundlage der medizinischen Fachsprache dient.
Bezeichnet die anatomische Namensgebung beispielsweise die eingangs erwähnte Achillessehne als tendo calcaneus - die am Fersenbein (calcaneus) ansetzende Strecksehne des Fußes - ist hinwiederum in der Chirurgie die Rede von der Achillotenotomie (Durchtrennung der Achillessehne; tomos = gr. der Schnitt"). Dies bedeutet, die klinische Terminologie bedient sich des veralteten, aus dem 17. Jh. stammenden anatomischen Begriffs tendo Achillis. Was auf den ersten Blick widersinnig erscheint, verweist im Gegenteil auf einen Vorteil der griechischen Sprache, nämlich aus beinahe beliebig vielen Worten Composita zu bilden und somit einen Sachverhalt in einen Begriff gießen zu können. Ähnlich verhält es sich mit dem Lateinischen, welches bereits in der Wortbildung die Vorteile von Kürze und Genauigkeit mitbringt. So wäre ein Begriff wie hämatogene Metastasierung im Deutschen nur durch die umständliche Wendung auf dem Blutweg erfolgende Bildung von Tochtergeschwulsten" zu umschreiben.
Das Beispiel mag nur andeuten, dass es sich bei den Fachsprachen mitnichten - und diesen Vorwürfen ist nicht allein die Sprache der Medizin ausgesetzt - um Herrschaftssprachen handelt, um Sprachen, die zur Zementierung von Standesbewusstsein dienen oder aufgrund historischer Sentimentalität bestehen. Bezogen auf das Fach Medizin ist die Forderung nach Allgemeinverständlichkeit berechtigt, soweit sie das Arzt-Patient-Verhältnis betrifft. Eine Fachsprache jedoch - es muss noch nicht einmal Wissenschaftssprache sein - kommt nicht umhin, dem Bestehen komplizierter Zusammenhänge als eindeutig bezeichnendes und eindeutig verständigendes Instrument Rechnung zu tragen.
Klaus von Fleischhbein - Brinkschulte, Freie Universität Berlin
Im Spätherbst des vergangenen Jahres erging an 160 Gymnasien aus allen Bundesländern die Einladung, sich an einem Wettbewerb des DAV zu beteiligen. Aufgabe war es, ein Plakat zu entwerfen, das für Latein wirbt.
Die Resonanz war insgesamt sehr erfreulich. Bis zum Stichtag wurden 295 Entwürfe von Buben und Mädchen aller Altersstufen aus 60 Gymnasien in den unterschiedlichsten Techniken eingereicht: Zeichnungen in Holzfarben, in Wasserfarben, in Wachsmalkreide, Siebdrucke, Fotomontagen, Collagen, Scherenschnitte, Karikaturen. Der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt.
Mal lustig, mal ernst, mal feierlich-pathetisch, mal bildlich-konkret, mal abstrakt, doch offensichtlich (fast) immer mit Begeisterung versuchten die Kinder und Jugendlichen, ihre Ideen ins Bildhafte umzusetzen.
Als Lieblingsthema kristallisierte sich Mutter Latein und ihre Kinder" heraus, das Weiterleben der lateinischen Sprache, ihre europäische Funktion. Latein verbindet" war ein gern benutzter Slogan.
Vielsagend, dass in den Entwürfen aus den neuen Bundesländern immer wieder ein anderes Thema angeschlagen wurde: Wie Phoenix aus der Asche steigt Latein in neues Licht" oder Erweckt Latein zu neuem Leben!" Vielsagend auch, dass sich Schulen, Schülerinnen und Schüler aus den neuen Ländern überdurchschnittlich beteiligt und engagiert haben. Zeugnisse dafür, dass die Aufbruchstimmung noch nicht ganz verflogen ist.
Auf der Vertreterversammlung des DAV in Fulda wurden schließlich die zwölf besten Entwürfe ausgewählt und damit die Gewinner gekürt. Der erste Preis in Höhe von DM 1500,- fiel an das Humboldt-Gymnasium in Potsdam, der zweite Preis in Höhe von DM 1000,- an die Albert-Schweitzer-Schule in Alsfeld, der dritte Preis in Höhe von DM 500,- an das Johann-Schöner-Gymnasium Karlstadt. Mit einem Preisgeld von je DM 100,- wurden drei Entwürfe von Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums Zschopau sowie Einsendungen vom Gymnasium Fridericianum in Schwerin, vom humanistischen Gymnasium in Fulda, vom Diesterweg-Gymnasium in Berlin, vom Gymnasium Nieder-Olm, vom Friedrichsgymnasium in Kassel und vom Beethoven-Gymnasium in Bonn prämiert.
Bei allen Schülerinnen und Schülern, die an unserem Wettbewerb teilgenommen haben, und bei allen Kolleginnen und Kollegen, die mit Rat und Tat zur Seite standen, möchten wir uns ganz herzlich bedanken. Den glücklichen Siegern gratulieren wir von Herzen. Vorabdrucke der vier besten Entwürfe sind in der Mitte dieses Heftes zu besichtigen. Weitere vier liegen inzwischen beim Landesverband Bayern als Aufkleber vor.Dieter Friedel, Rosenheim
Hans - Joachim Glücklich: Der Verband EUROCLASSSICA - ein richtiger Schritt zur Europäisierung und ein schwieriger Weg zur Sicherung des altsprachlichen Unterrichts
1. Gründung
Der Verband EUROCLASSICA wurde unter maßgeblicher Anregung von Peter Lohe und Klaus Sallmann, die sich auf dem DAV-Kongress in Hamburg 1990 mit europäischen Teilnehmern trafen, darunter John Thorley (Groß-Britannien) und Edouard Wolter (Luxemburg), und nach vielen Vorgesprächen, die Jeannette Boulay (Frankreich) führte, 1991 in Nîmes gegründet.EUROCLASSICA hat eine Satzung, die im Handels- und Vereinsregister von Luxemburg niedergelegt und registriert ist mit Datum vom 12. und 13. November 1991 (Registre de commerce et des sociétés de Luxembourg).
EUROCLASSICA hält eine jährliche Mitgliederversammlung ab, die in den Kongress eines Mitgliedsverbandes eingefügt ist. Amtssprachen sind Französisch und Englisch, aber auf den Kongressen sind auch andere Sprachen zugelassen, insbesondere die Sprache des jeweiligen Gastlandes. Auf den eigentlichen Mitgliederversammlungen wird jedoch Englisch und zum Teil Französisch gesprochen.2. Ziele und Aktionen
EUROCLASSICA hatte sich 1980 das folgende Aktionsprogramm gegeben, das der damalige Erste Vorsitzende, John Thorley, formuliert hat:
PROGRAM OF ACTION as laid down by the committee of EUROCLASSICA1. Making EUROCLASSICA european.
A. Euroclassica, which has been founded by eleven associations in Nîmes 2nd September 1991, will take steps to broaden its basis to all European countries.
B. EUROCLASSICA will actively support the resurrection of the Classics in Central and Eastern Europe by furnishing materials, sending professional teacher trainers and by having colleagues from the new democracies take part in the educational conferences.
C. EUROCLASSICA will take steps to have itself acknowledged as a European non-governmental organization and as such to be entitled for having its activities financially supported by European organizations such as the European Community and the Council of Europe.2. Making the Classics European.
EUROCLASSICA sees it as a central task to make true the European dimension in education, which is more than just economy and communication as has been acknowledged by the ministers of education.
A. Each year a conference will be organized (linked with the General Assembly) where classical teachers of the whole of Europe will meet, exchange views and teaching materials and will be instructed on teaching a specific topic.
B. A European Newsletter will be produced which will appear twice a year as an appendix to the national
bulletins, informing the teachers of important events (a classical calendar) and of developments in classical education (e. g. materials which can be used in various countries).
C. Teachers of various countries will jointly take part in instructional tours to the main sites of the classical civilization.
D. Exchanges of classical teachers will be organized for teaching and doing research in other European countries.
E. EUROCLASSICA will take steps to have Latin and Greek included as subjects for the European baccalaureat.3. Making pupils and students aware of the European dimension of the Classics
A. Instructional tours to sites of classical interest will bring together pupils and students who study the Classics in school, to make them aware of the common European heritage they represent.
B. An annual cultural festival devoted to the Classics will be organized for youngsters. Among other cultural activities, Greek and Roman drama will be staged, in the original languages as well as in the vernacular. Preferably a Greek or Roman theatre will be the locality.
C. A classical summer school, each year to be held in a different country, will bring together youngsters around a classical theme.
D. Each year a central classical theme will be chosen by the General Assembly to act as a suggestion for various activities in the school all over Europe. Common publications will support the teaching of the theme. The results of the activities will be presented at the annual General Assembly / Teachers' Conference.3. Stand der Arbeit
Von diesem Aktionsprogramm ist bisher schon viel verwirklicht worden, manches hat sich als schwierig herausgestellt, manches ist zumindest inoffiziell wieder aufgegeben worden.
Zu 1 (EUROCLASSICA europäisch machen):
Die unter 1 genannten Ziele konnten weitgehend in den ersten Aufbaujahren erreicht werden.
A. Der Aktivität des ersten Exekutivkomitees - hier sind wohl vor allem Jeannette Boulay (Frankreich) und Anton van Hooff (Niederlande) zu nennen - ist es zu verdanken, dass mittlerweile Altphilologenverbände der meisten europäischen Länder Mitglied in Euroclassica sind. Man vergleiche die Liste der Mitglieder (unten Abschnitt 5).B. Die Unterstützung osteuropäischer Verbände durch Lehrmaterial ist zwar bescheiden, wird aber dankbar aufgenommen. Weil die Lehrbücher eines Landes nicht einfach von einem anderen übernommen werden können, beschränkt sich die Unterstützung eher auf die Abgabe von Dias und Videokassetten. Die Fortbildung erfolgte bisher vorwiegend durch Anton van Hoof, der seine Tätigkeit als Sekretär der EUROCLASSICA mit Fortbildungsveranstaltungen zu verbinden wusste, natürlicherweise mit Inhalten, die seinen Vorstellungen und eher den niederländischen Verhältnissen entsprachen. Einigen osteuropäischen Lehrern, insbesondere den Vorsitzenden der Verbände und jungen Kräften, konnte mit bescheidenen Beträgen aus dem Euroclassicafond die Teilnahme an den EUROCLASSICA-Kongressen ermöglicht werden.
C. Euroclassica ist eine anerkannte Organisation, die direkten Zugang zu europäischen Behörden hat und sich insbesondere der ideellen Unterstützung des Europarates und des Präsidenten der Europäischen Kommission erfreut, wie Briefe und Teilnahme an Sitzungen des Exekutivkommittees zeigen.
Die Integration einer Mitgliederversammlung von Euroclassica in einen nationalen Kongress und der Ausweis dieses Kongresses als EUROCLASSICA-Kongress kann bedeuten, dass die nationalen Minister und Behörden dem Kongress größere Aufmerksamkeit widmen, auch durch persönliche Anwesenheit, und dass mehr Zuschüsse zur Verfügung stehen.
Zu 2 (den Unterricht in den klassischen Sprachen europäisch machen):
Von den unter 2 genannten Zielen sind manche erreicht, andere nicht.
A. Zwar findet jährlich eine Generalversammlung während eines nationalen Altphilologenkongresses statt. Aber die Vorträge und sonstigen Veranstaltungen sind meist verständlicherweise auf das jeweilige Gastland ausgerichtet, insbesondere die methodischen Beiträge, die leider sehr in der Minderzahl sind (die Kongresse in Nîmes und Nijmegen ausgenommen).
Bisher fanden folgende Kongresse statt:
(1) Nîmes (Frankreich), 2. - 6. 9. 1991. Thema: Antiquité et image".
(2) Viborg (Dänemark), 27. - 29. 8. 1992, Thema: Demokratie".
(3) Madrid (Spanien), 8. - 12. 9. 1993, Thema: Odysseus and Aeneas, two Wandering Heroes of the Ancient World".
(4) Ambleside (England), 24. - 28. 8. 1994. Thema: Imperium Romanum".
(5) Luxemburg, 31. 8. - 3. 9. 1995 Thema: Remains of Roman Culture in Luxemburg."
(6) Nijmegen (Niederlande), 29. - 31. 8. 1996. Thema: Platon und Ovid" (als die Autoren des Abiturs).
Die nächsten Kongresse werden sein:
(7) Chios (Griechenland), 27. 8. - 1. 9. 1997. Thema: Homer und seine Rezeption".
(8) Heidelberg (Deutschland), 14. - 18. 4. 1998. Thema: Die Wurzeln unserer Kultur. Latein und Griechisch für die Jugend Europas".
(9) Prag (Tschechien), genaues Datum und Thema stehen noch nicht fest.
Alle Kongresse waren mit Exkursionen verbunden, der in Luxemburg bestand außer aus einem einführenden Vortrag nur aus Exkursionen (in Luxemburg, nach Metz und nach Trier).
Der Austausch von Unterrichtsmaterial ist eher sporadisch und zufällig. Eine gemeinsame Arbeit von Lehrern verschiedener Länder an einem Unterrichtsthema kam nur selten zustande, am überzeugendsten wohl in Ambleside am Beispiel der Vermittlung von archäologischem Material im Unterricht.
B. Der Newsletter erscheint regelmäßig, in gutem Druck und mit sehr geringen Kosten für EUROCLASSICA dank der Initiative von José Navarro und des spanischen Altphilologenverbandes (Herausgeber: EUROCLASSICA-SEEC. c/o Sociedad Española de Estudios Clásicos, c/Hortaleza 104 II, 28004 Madrid, Spanien, Tel. 91-3081446, Fax (91)3100309). Von einer Übersicht über kommende Ereignisse, die für Lehrer der alten Sprachen von Interesse sein könnten, kann aber nur insofern gesprochen werden, als alle Euroclassica-Veranstaltungen rechtzeitig bekannt gegeben werden. Eine Übersicht über didaktische Entwicklungen in den einzelnen Mitgliedsländern oder gar Information über neue Unterrichtsmaterialien erfolgt nicht. Die Gründe für solche Einschränkungen und Lücken liegen sehr einfach darin, dass bisher die Vertreter der einzelnen Staaten solche Informationen nicht oder kaum geliefert haben. Es ist dasselbe Bild wie in den meisten Mitteilungsblättern der deutschen Bundesländer, von einigen rühmliche Ausnahmen abgesehen. Der Verfasser dieses Berichts möchte dem durch seine Arbeit abhelfen (siehe unten Abschnitte 4 und 6).
C. Die Exkursionen sind mit den Kongressen verbunden (siehe A).
D. Von einem Lehreraustausch kann und wird wohl nicht die Rede sein, es gibt zu viele finanzielle und bürokratische Hürden.
E. Das Ziel, Latein und Griechisch in das Europäische Baccalaureat einzubeziehen, ist nicht erreicht und abgeschrieben worden. Der deutsche Altphilologenverband hatte sich von einem solchen Schritt Rückwirkungen auf deutsche Schulen und eine kleine Stützung des altsprachlichen Unterrichts erwartet. Die Vorstandsmitglieder, die am Sitz europäischer Institutionen wohnen, haben hier nicht viel unternommen oder nicht viel erreicht. Ich habe mehrfach diesen Punkt angemahnt, bis ich schließlich vom damaligen Vorsitzenden informiert wurde, es werde sich nicht durchsetzen lassen und hätte ohnehin nur sehr wenige Schüler betroffen. Die symbolische Wirkung wurde damit außer Acht gelassen oder in Frage gestellt.
Zu 3 (Schülern und Studenten die europäische Dimension der alten Sprachen bewusst machen):
Den unter 3 genannten Zielen dient vor allem die Summer School, die die dort unter A - C genannten Bereiche abdeckt.
A. - C. Die von José Louis Navarro (Spanien) organisierte Summer School, Academia Aestiva, ist zur Zeit von besonderer Bedeutung für die Ziele von EUROCLASSICA. Sie findet jeden September in Lagonissi (Attika, Griechenland) in einem guten Hotel statt und kostet etwa 450 ECUS für Aufenthalt, Verpflegung, Schule und Exkursionen; hinzukommen die Reisekosten. Die Summer School versammelt Griechischschüler aus allen europäischen Ländern - oder jedenfalls aus vielen - zu Vorträgen, Exkursionen und anderen gemeinsamen Aktivitäten und gibt ihnen eine hohe Motivation und das bleibende Gefühl,
mit ihrer Entscheidung für Griechisch richtig gehandelt zu haben. Das Programm der Summer School 1994 hatte ich auf der Vertreterversammlung 1994 jedem Landesvorsitzenden gegeben. Leider hat jedoch niemand Schüler angemeldet. Durch freundliche Vermittlung von Herr OStD Kurt Roeske (Mainz) hat im Jahr 1996 erstmals eine deutsche Schülerin, Anna Schoefert, teilgenommen.
Aus ihrem positiven Bericht spricht immer wieder auch die Bedeutung der Erfahrung, dass Schüler aus vielen Ländern Griechisch lernen und sich mit antiker Kultur beschäftigen:
Griechenland bekommt neue Dimensionen, wenn man in einer Gruppe reist. Man teilt Erfahrung; man erlebt die allgegenwärtigen Kontraste noch näher, besonders wenn die Gruppe paneuropäisch ist." Unter dem Stern Europas bewies sich die Antike als offen und als Grundlage für moderne, übergreifende Diskussion." Aufgrund der ständigen Zeitsprünge, von Homer bis Elytis, gab es für uns keinen zeitlichen Horizont. Zehn Tage zählten nicht Stunden und Minuten, wichtiger war das Motto Josés ,Live life, don't spend it`. Umgeben von der Ägäis und der Septembersonne ließen wir uns von einem Sprachgewirr nicht abhalten. Obwohl objektiv die Zeit sehr kurz war und die Entfernung zwischen den Heimatorten sehr groß ist, bleiben die gewonnenen Kontakte erhalten. Immer wieder taucht in den Briefen die Erinnerung an Griechenland auf; im Frühjahr, in Paris, wollen wir uns wieder treffen."
Es wäre sehr wünschens- und empfehlenswert, wenn in Zukunft viel mehr Schüler aus Deutschland teilnehmen könnten. Die Landesvorsitzenden und alle Leser werden gebeten, die Existenz der Summer School ihren Griechischschülern bekannt zu machen. Herr Roeske schlägt gleichzeitig vor, die Teilnahme gegebenenfalls auch durch Fördervereine der Schule unterstützen zu lassen und sie auch als Preis für herausragende Leistungen in Erwägung zu ziehen.
Wer sich informieren will und Programme braucht, sollte sich direkt wenden an: Dr. José Louis Navarro. Sociedad Española de Estudios Clásicos, c/Hortaleza 104, 28004 Madrid, Telefon 34-1-3081446, Fax 34-1-3100309. Er sollte jedoch bei der Vielzahl der Anfragen aus ganz Europa etwas Geduld mit der Antwort haben, er bekommt das neueste Programm zugeschickt, sowie es verfügbar ist (meist im Mai). Im Anhang ist die Einladung zur diesjährigen Summer School abgedruckt.
D. Einen zentralen Wettbewerb gibt es noch nicht. Wenn man bedenkt, dass wir in Deutschland erst nach und nach Landeswettbewerbe aufgebaut haben und es bis auf den Bundeswettbewerb Fremdsprachen noch keinen bundesweiten Wettbewerb Alte Sprachen gibt, wird man die Schwierigkeiten verstehen, die einem europaweiten Wettbewerb entgegenstehen. EUROCLASSICA hofft, auch dieses Problem mit der Zeit zu bewältigen.4. Schwierigkeiten und weitere Aufgaben
Im letzten Jahr hatte EUROCLASSICA aber zunächst andere Schwierigkeiten zu bewältigen. Es soll nicht verschwiegen werden, dass in einer europäische Institution auch gegensätzliche Meinungen und Interessen aufeinanderprallen können. Solche Gegensätze betrafen die Aufnahme noch nicht allgemein anerkannter Staaten, die Finanzierung von Reisen osteuropäischer Vorstandsmitglieder, die Präponderanz einer bestimmten Auffassung von Didaktik bei Veranstaltungen in Osteuropa, die strikte Ausrichtung der Verfahrensweisen an der Satzung.
Der plötzliche Rücktritt des Sekretärs und dann der stellvertretenden Präsidentin führte bei dem Treffen in Luxemburg zu einem Wahlgang, der den Präsidenten direkt wählte, und dann einer Reihe von weiteren Kandidaten das Vertrauen aussprach und es dem Präsidenten überließ, sie in Absprache mit ihnen auf bestimmten Positionen einzusetzen. Dabei gab die Anzahl der Stimmen, mit denen diese jeweils gewählt worden waren, den Ausschlag, ihnen das Aufgabengebiet ihrer ersten oder ihrer zweiten Wahl zuzusprechen.
Dieses an sich sinnvolle Verfahren sicherte zunächst einmal, dass sich solche Personen im Präsidium verbanden, die sicher waren, miteinander arbeiten zu können und zu wollen. Jedoch muss auf der nächsten Generalversammlung in Chios die Satzung noch entsprechend geändert werden, damit statt Einzelwahl dieses kumulative Wahlverfahren sanktioniert und die Arbeitsfähigkeit des derzeitigen Präsidiums gesichert wird.
Eine weitere Schwierigkeit liegt in der äußerst schmalen finanziellen Ausstattung von EUROCLASSICA und vieler ihrer osteuropäischen Mitglieder. Es sind nur wenige Treffen des Exekutivkomitees möglich. Für die osteuropäische Vertreterin muss immer langfristig zunächst ein Ticket gekauft werden, damit ein Visum ausgestellt werden kann. Zur Generalversammlung erscheinen die Vertreter mancher Länder kaum, weil die finanziellen Mittel nicht zur Verfügung stehen, andere nur manchmal, andere regelmäßig unter Verzicht auf vieles andere.
Seit meiner Zugehörigkeit zum Präsidium versuche ich, genaue Zahlen und Überblicke über Gestaltung und Ziele des altsprachlichen Unterrichts in den einzelnen Ländern zu bekommen. Nur ein solches Material stellt die Arbeit auf eine solide Basis: Vorbild sind die Berichte, die die Landesvorsitzenden jährlich für den DAV-Vorstand erstellen, deren Wert nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Nur mit diesem Informationsmaterial kann man gegenüber europäischen Organisationen Auskunft darüber geben, wie viele Lehrer wir repräsentieren. Man kann sich nur gegenseitige Ratschläge geben, wenn man weiß, über welche Zustände man spricht: Wie viele Schüler gibt es? Wie viele Wochenstunden Latein- und Griechischunterricht haben sie? Was sind die Inhalte, sind sie mehr sprach- und literaturbetont oder mehr historisch oder archäologisch ausgerichtet?
Auch die Information über Unterrichtsmaterialien und methodische Vorschläge bedarf des Wissens über die Zustände in den einzelnen Ländern.
Ein europäischer Schülerwettbewerb müsste die Situation in allen Ländern durch Vielfalt der Anforderungen und durch verschiedene Wettbewerbssparten berücksichtigen.
Leider laufen die Rückmeldungen zu meinen Umfragen nur sehr langsam ein, trotz vorgedruckter Formulare und fester Termine. Manche Mitgliedsländer schreiben gar nicht, manche haben Schwierigkeiten, statistisches Material beizubringen.Schließlich werde ich versuchen, für den nächsten DAV-Kongress eine Ausstellung über Unterrichtsmaterialien, insbesondere Lehrbücher und Textausgaben, aus den verschiedenen europäischen Ländern zu organisieren.
Mit allen Maßnahmen könnten wir den Zielen näher kommen, die wir noch nicht erreicht haben: Mehr gegenseitige Information und Hilfe, mehr Berücksichtigung bei europäischen Organisationen. Der Präsident der Europäischen Kommission hat sein Interesse an EUROCLASSICA bekundet. Wir versuchen, ihn zum DAV-Kongress einzuladen, sind aber nicht sicher, dass er diesen Termin wahrnehmen kann.5. Vorstand und Mitglieder
Derzeit sieht das Präsidium so aus:
EXECUTlVE:
Luxemburg (Pro Latinitate)
President: Edouard Wolter
32, Boulevard de la Fraternité
L-1541 Luxemburg
Tel. 352-481371.Spain (Sociedad Española de Estudios Clásicos)
Vicepresident: José Luis Navarro
Fernández Shaw 2, 28007-Madrid
Tel. 34-1-5512438/55233l8;
Fax: 34-1-3l00309
(special tasks: Eucopean Newsletter/publicity/Paneuropean school for the age 16-19 in Greece).Germany (Deutscher Altphilologen Verband, DAV)
Vicepresident: Hans-Joachim Glücklich,
Myliusstrasse 25a, D-60323 Frankfurt/M.,
Tel. 49-69-726633; Fax 49-69-173647.
(Special tasks: report on the situation of classics teaching in Europe)Denmark (Klassikerforeningen)
Secretary: Christian luul
Dronningensgade 20, DK-9800 Hjorring
Tel. 45-98-926197.Great Britain (JACT)
Treasurer: John Bulwer
Heligenborre 152, B-1170 Bruxelles, Belgium.
Tel./ Fax: 3226751417
BANK ACCOUNT: Kredietbank, Place Eugenè Keym 41, 1170 Bruxelles. Belgium.
Account number: 421-7141821-85. Account Name: Euroclassica asbl.
POST OFFICE ACCOUNT (for foreign transfers) John Bulwer, La Poste, Watermael-Boitsfort ,1170 Bruxelles. Belgium, Account number: 000-0206738-31.Romania (Societatea de Studii Clasice din Romania)
Gabriela Cretia
Calea Calarasilor 319 App. 28, 74331 Bucuresti
Tel. 40-1-6206573
(special task: contacts with Central and Eastern Europe).Greece (ÅÔÁÉÑÅÉÁ ÅËËÇÍÙÍ ÖÉËÏËÏÃÙÍ )
María Elefthería Giatrakou,
Isauron St. 9, GR-11471 ÁÈÇÍÁÉ.
Tel./Fax 30-1-3642131
(special task: Annual Conference 1997 in Chios).
Die nicht im Exekutivkomitee, aber in der Generalversammlung vertretenen Länder und ihre Repräsentanten sind:Austria (Sodalitas, Bundesarbeitsgemeinschaft klassischer Philologen in Österreich)
Dr. Roman Prochaska, Darmstadtgasse 11/5 A-8020 Graz.Belgium (Fédération des Professeurs de Grec et de Latin, French and German speaking part of the country)
Marie-Louise Docquier, Avenue de 1'Opale 121- Bte 4, B-1040 Bruxelles; Fax: 32-2-7341538.Bulgaria (Association des Antiquités)
Anna Nikolova, University of Sofia Classica, Classical Philology, Bulevar Ruski 15, Sofia, Bulgaria;
Tel. 359-2-465143; Fax. 359-2-463589.Croatia (Philologorum Classicorum Societas Croatica)
Olga Pericv, Filosofski facultet Odsjek za klasicnu filologiju, 41000 Zagreb, Salajeva 3, Croatia. Fax: 38-41-513834.Czechia (Antiquis Linguis Fovendis Associatio: ALFA)
Marie Sponarová, Leopoldova 2040, CZ-14900 Praha4-Chodov, Tel. 42-2-7952355.France (CNARELA)
Jeannette Boulay, 40 rue Principale, F-67300 Schiltigheim, Tel. 33-88-832729.Hungary (Hungarian Association of Classics)
Dr. László Kelecsényi, Fazekas Mihály Föváros Gyakorló Gimnázium,1431 Budapest VIII, Horváth Mihály tér 8.Italy (CLILC: Coordinamento Ligure Insegnanti Lingue Classiche)
Maria Rosaria Di Garbo, via Acquarone 1/3, I-16125 Genova.Latvia
Vita Paparinska, Vangazu St. 32-49, Riga LV 1024.Netherlands (VCN)
Anton J.L. van Hooff,Van Oldenbarneveltstraat 16B, 6512 AW Nijmegen,
Tel./Fax 31-80-240730; at the University: 31-80-612867; Fax: 31-80-615939Norway (Norsk Klassisk Forbund)
Prof. Hugo Montgomery, Brattvollveien 8c, N-1164 Oslo 11. Tel. 47-2-284079.Poland (Polskie Towarzystwo Filogogycz ... PTF)
Zarzard Glówny, Palac Staszica, ul. Nowy Swiat 72, PL-00-330 Warszawa, Tel. 48-2-26-52-31- Wewn. 56 (secretary: Dr. Barbara Milewska-Wazbinska; Euroclassica representative: Prof. Kazimierz Korus-Krakow).Portugal
Fátima de Sousa e Silva, Prol. Av. Elisio de Moura, 99 30D, P-3000 Coimbra.Russia
Tatyana Kudryavtseva, ul. Dumskaya 5/22, kv. 124 191011 Sankt-Petersburg,
Tel. 7-812-3146400; Fax of her school (St. Petersburg Classical Gymnasium): 7-812-2351300.Switzerland (Schweizerischer Altphilologenverband, SAV/Association suisse des philologues classiques ASPC)
Christine Haller, ch. des Carrels 15, CH 2034 Peseux.Sweden
Gunhild Vidén, Södra Vägen 61, S-412 54 Göteborg, Tel. 46-31634691.
Associate groups:
European Association of Teachers of Ancient Greek (EATAG),
Giulia Podestà Le Poittevin, Council of Europe, Partial Agreement in the Social and Public Health Field, F-67075 Strasbourg, Tel. 88 41 26 10, Telefax: 88 41 27 32.
Europaphos, Paloma Ortiz García, c/ Embajadores 61, 6D, E-28012 Madrid.Zukünftige Mitglieder/ Kontakte:
Belgium (Netherlands speaking)
Johan Boonen, Stationsstraat 103, B-8000 Brugge.
Cyprus
Andreas Papastravou, Ministec's Office, Ministry of Education, Nicosia.
Finland
(Societas praeceptorum Latinorum Finnicorum)
Matti Oja Küpäräplku 4 I 46, FIN-00940 Helsinki;
Tuomo Pekkanen, Adolf Lindforsin tie 3B 74, FIN-00400 Helsinki 40.
Ireland (The Classical Association of Ireland)
Prof. University College Dublin Belfield Dublin 4. Ireland,
Tel. *353-1-7068168, Fax: *353-1-70611176.
Slovakia
Alexandra Mallá, Katedra klasickej a semitskej filológie, University Komenského, Gondova 2, 81801 Bratislava.6. Vorschläge und Bitten
Ich bitte alle Kollegen im Vorstand der Landesverbände und alle Mitglieder um Unterstützung und Mitarbeit. Wer immer an einem der im folgenden genannten Dinge aktiv oder sogar verantwortlich mitarbeiten will, möge sich bitte an mich wenden. Ich schlage die folgenden Dinge vor:
(1) Die Herausgeber bzw. Redakteure des Mitteilungsblattes des DAV mögen jedem der oben genannten Mitglieder ein Exemplar des Mitteilungsblattes regelmäßig im Austausch gegen das Mitteilungsblattes des jeweiligen Landes schicken.
(2) Sie mögen diese Mitteilungsblätter im lohnenden Fall in ihre Zeitschriftenschau aufnehmen und auch sonst Mitteilenswertes im Mitteilungsblatt abdrucken.
(3) Hierzu gehören insbesondere die Nachrichten über den jährlichen EUROCLASSICA-Kongress sowie die jeweils bevorstehende Academia Aestiva.
(4) Ich werde regelmäßig im Mitteilungsblatt über EUROCLASSICA berichten.
(5) Interessenten sollten sich für die jeweiligen Kongresse anmelden. Für Reisekostenzuschüsse mögen sie Auskunft einholen bei ihren Landesfortbildungsinstituten und bei Frau Giulia Podestà Le Poittevin, Council of Europe, Partial Agreement in the Social and Public Health Field, F-67075 Strasbourg, Tel. 88 41 26 10, Telefax: 88 41 27 32.
(6) Wir müssten zu einer stärkeren Zusammenarbeit mit Sodalitas, dem Verband österreichischer Altphilologen, zu kommen versuchen, um eine starke Interessenvertretung der deutschsprachigen Länder zu erreichen.
(7) Der DAV möge weiterhin - zur Zeit durch mich - an EUROCLASSICA mitarbeiten und in Zukunft versuchen, den wesentlichen Beitrag Deutschlands zur Didaktik und Methodik des Latein- und Griechischunterrichts deutlich zu machen. In Zukunft könnten dazu auch gehören:
Veranstaltung von Ferienseminaren für osteuropäische Lehrer nach den bewährten deutschen Zielen des altsprachlichen Unterrichts, wenn auch mit Offenheit für viele neue Methoden.
Erwägung einer Summer School in Deutschland, wir haben genügend antike Stätten.
(8) Der DAV möge auch weiterhin an EUROCLASSICA mitarbeiten, um den altsprachlichen Unterricht auch durch Verbindung mit den anderen Verbänden und EUROCLASSICA und durch die weiterhin mögliche, wenn auch hart zu erarbeitende Verankerung in Veranstaltungen des Europarats und anderer europäischer Organisationen zu sichern.
Dazu gehört auch der Versuch, mit Hilfe des Europarats zu Themen wie Grundlagen Europas supranationale Veranstaltungen der Lehrerfortbildung zu organisieren und tatsächlich einen Schritt weiterzukommen in dem Versuch, Latein und Griechisch als Grundlagen europäischen Denkens auch in den Köpfen von Politikern deutlich zu machen. Nur übernationale Veranstaltungen wecken deren Interesse.Hans-Joachim Glücklich, Frankfurt am Main
Sonja Hausmann - Stumpf: Pompeianum - ein fächer- und jahrgangsstufenübergreifendes Projekt
Bereits der Lehrplan für die 5. Jahrgangsstufe sieht neben Sprach- und Textarbeit auch einen Einblick in die antike Kultur vor. Römisches Leben in Alltag und Familie, antike Technik und Architektur, Gestalten aus Mythos und Geschichte sollen ebenfalls behandelt werden1. Doch antikes Anschauungsmaterial in Schulen ist eher rar, eine Reise zu antiken Stätten ist allenfalls als Abschlussfahrt vorgesehen. So entstand die Idee, in kritischer, kreativer Auseinandersetzung mit Vorbildern ein Stück Antike lebendig werden zu lassen. Obwohl unsere Schüler bekanntlich nicht nur im Schul-, sondern auch im Freizeitstress sind, meldeten sich viele für den Wahlkurs Pompeianum".
Der Name ist an das Pompejanum in Aschaffenburg angelehnt, das König Ludwig I. im Stil einer römischen Villa erbauen ließ. Das Aschaffenburger Pompejanum wurde 1848, ein Jahr vor Gründung unserer Schule, des Maximiliansgymnasiums in München, fertiggestellt. Unser Pompeianum" soll 1999 zur 150-Jahr-Feier eingeweiht werden: ein inspirierender, der griechisch-römischen Antike nachempfundener Raum mit Anschauungsmaterial für den nicht alltäglichen Latein- und Griechischunterricht - so das gesteckte Ziel.
Die Umsetzung ist ein mühsamer, aber lohnender Weg. In diesem Schuljahr gestalten wir römische Wandmalereien nach. Die Malergruppe besteht aus siebzehn Schülerinnen und Schülern der 8.-13. Jahrgangsstufe. Eigentlich gehöre in diesem Fall auch ich zu den Schülern. Denn unser wahrer magister et artifex ist Klaus Staps, der Spezialist für römische Wandmalereien, der seit 1989 das Aschaffenburger Pompejanum rekonstruiert. Herr Staps leitet uns mit viel Geduld an und greift nur ein, um uns vor groben Fehlern zu bewahren. Dies kommt zum Glück immer seltener vor. An dieser Stelle sei Herrn Staps sehr herzlich für seinen selbstlosen Einsatz gedankt. Er ermunterte uns zu Beginn des Schuljahres, den vierten und reichsten der pompejanischen Stile zu wählen. Wir fertigten einen maßstabgetreuen Plan der Wand an und unterteilten die Skizze horizontal und vertikal in je drei Zonen. Diese wiederum sind durch Trennlinien und Bordüren voneinander abgegrenzt. Für die einzelnen Felder suchten wir geeignete Motive römischer Malerei. Anregungen finden sich in allen Bildbänden, teilweise sogar in Unterrichtswerken. Besonders zu empfehlen ist der großformatige Band, Die
Architekturzeichnung"2.
Wir stellten fest, dass die berühmte Villa dei Mistéri", an die wohl fast jeder beim Stichwort Wandmalereien zuerst denkt, mit ihren lebensgroßen Figuren eine Ausnahme bildet. Viel häufiger zieren auf verschiedenfarbigem Hintergrund ganz unterschiedliche Motive die Wände. Die große Palette an Möglichkeiten ließ Raum für Kreativität und machte die Auswahl schwer.
Wir entschieden uns für verschiedene Pflanzen, die in der anthrazitfarbig grundierten Sockelzone zwei spiegelverkehrte Cupidos einrahmen. Die Mittelzone nimmt etwa drei Fünftel der Wandhöhe ein. Ihr Hintergrund ist dem warmen Rot der Villa dei Mistéri" nachempfunden. Rechts und links findet sich je eine Landschaft. Zwei stilisierte Säulen trennen diese beiden Felder von der Zentralfigur, einer Göttin Flora". In der fast weiß grundierten Oberzone sind ein Dionysos, ein Faun, zwei groteske Fabelwesen und Vögel dargestellt.
Bei den einzelnen Arbeitsschritten kann sich jeder Kursteilnehmer seinen Fähigkeiten entsprechend einbringen. Die horizontalen und vertikalen Felder werden mit dem Zollstock abgemessen und dann mit Hilfe einer Schnur und eines Lots abgesteckt. Die Schnur wurde vorher mit Zeitungsasche bestrichen. Der Hintergrund wird mit Farbrollen und breitem Pinsel gemalt. Der ursprüngliche Plan, die Farben aus Naturstoffen selbst zu mischen, wurde schnell als zu aufwendig wieder fallengelassen. Für den Hintergrund eignen sich Dispersionsfarben, die es als Abtönfarben in großen Flaschen zu kaufen gibt; sie lassen sich gut untereinander mischen und mit handelsüblichen Plakatfarben deckend übermalen.
Für Bordüren stellen wir auf wasserfesten Folien Schablonen her. Zum Auftragen der Farben benötigt man einen runden Schablonierpinsel", der mit kurzen Borsten ausgestattet ist. Bei diesem Arbeitsschritt muss die Farbe von pastöser Konsistenz sein, weil sie sonst hinter der Schablone an der Wand verläuft. Diese Tätigkeiten liegen vor allem Schülern mit viel Geduld und einer ruhigen Hand.
Die Bildmotive werden von besonders kreativen Schülern frei gestaltet oder von einer Buchvorlage durchgepaust. Die Konturen der so entstandenen Vorlagen werden mit einer Nadel durchgestochen und mit Hilfe eines Staubbeutels auf die Wand übertragen. Für dunkle Hintergründe ist der Staubbeutel aus Leinen oder Baumwolle mit Talkum gefüllt, bei hellen Hintergründen mit feingestoßener Zeitungsasche. Wegen ihres geringen Ruß- bzw. Fettanteils kann sie nach dem Ausmalen der Konturen rückstandsfrei von der Wand abgewischt werden.
Bei der anschließenden farbigen Gestaltung mit feinen Pinseln sind allzu grelle Farben, die es in der Antike nicht gab, zu vermeiden.
In dieser Weise entsteht Schritt für Schritt im Lauf des Schuljahres eine Wand nach römischem Vorbild.
Geplant sind außerdem - vielleicht mit einem anderen Team - Nachgestaltungen von Mosaiken und Vasen. Zwei Schüler möchten sich unter Anleitung eines Schülervaters als Hobbyschreiner betätigen und ein römisches Möbelstück fertigen. Als fächerübergreifendes Projekt einer 6. Klasse entstanden im Rahmen des Deutsch-, Latein- und Kunstunterrichts ein Buch und ein Videofilm mit dem Titel Jenseits des Meeres". Die Schülerinnen und Schüler haben mit großer Begeisterung in der Münchener Antikensammlung Szenen aus der Mythologie skizziert, zu einer Geschichte aneinandergereiht und so eine Reise in die Welt der Phantasie angetreten.
Vielleicht habe ich im nächsten Schuljahr Gelegenheit, mit einer Unterstufenklasse Papyrusrollen zu beschreiben. Im Werkunterricht wollen die 5. Klassen römische Gebäude und Kastelle aus Streichhölzern basteln. Professor Dr. Wilfried Stroh stellte uns Schnittmuster für verschiedene römische Gewänder zur Verfügung: Im Handarbeitsunterricht sollen sagum, pallium, toga, tunica, stola und peplum aus geeigneten Wollstoffen geschneidert werden, die dann beim Schulspiel Verwendung finden können.
Für ein griechisches oder römisches Stück brauchen wir auch Theatermasken. Vor oder nach der Vorstellung wollen wir die römische Küche pflegen.
Sicher wird die Umsetzung auch nur eines Teils dieser Ideen Jahre dauern. Doch Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut - und gerade für unser Projekt gilt: Der Weg ist das Ziel.1) Vgl.: Fachlehrplan für Latein, S. 1490, in: Amtsblatt des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht, Wissenschaft und Kunst, Sondernummer 13. Ausgegeben in München 13. Dez. 1991.
2) Die Architekturzeichnung, hrsg. von Winfried Nerdinger unter Mitarbeit von Florian Zimmermann, München 3. Aufl. 1987, S. 50ff.Sonja Hausmann-Stumpf
Friedrich Maier: Principiis obsta! Latein keine Fremdsprache mehr?
Aus einem Bundesland ist mir anonym ein Geheimpapier zugeleitet worden, das von einer ministeriellen Kommission verfasst worden ist. Es geht darin um die Konzeption des Fremdsprachenunterrichts an der Höheren Schule oder überhaupt an der Schule. Dabei ist der Fremdsprachenbeginn in der Grundschule genau so berücksichtigt wie der bilinguale Unterricht an der Höheren Schule. Auch soll hier zugleich die Durchlässigkeit von Realschule, Berufsschule und Gymnasium mitgeregelt werden. Das Ziel ist eine für das vereinigte Europa notwendige Mehrsprachigkeit der jungen Menschen. In diesen Empfehlungen für eine zeitgemäße Konzeption Moderne Fremdsprachen ..." ist allein auf die Fremdsprachenkompetenz" gesetzt, die eine Verständigung über die Ländergrenzen" ermöglicht. Eine Orientierung an Geschichte und Kultur der Vergangenheit, die ja auch eine Kommunikation mit den Quellen unseres heutigen geistigen und zivilisatorischen Standards verlangt, wird offensichtlich völlig ausgeschlossen. Folgerichtig ist für Latein in diesem Konzept kein Platz, von Griechisch wird überhaupt nicht gesprochen. Das Fach Latein wird als ein Fach sui generis angesehen, welches nicht mehr zum Abdecken von fremdsprachlichen Verpflichtungen herangezogen werden kann." Was eine solche Entscheidung für Latein bedeuten würde, ist jedermann klar. Hier hat sich die seit langem gehegte Vorstellung der radikalen Vertreter der modernen Fremdsprachen durchgesetzt; in der Kommission saßen fast nur Vertreter von Englisch, Französisch und Spanisch. Die weitere Besetzung zeigt, dass hier eine massive Tendenz zur Gesamtschule verfolgt wird.
Diesen Anfängen ist mit aller Entschiedenheit zu wehren. Deshalb möchte ich alle, die sich für die Alten Sprachen, bes. für Latein, verantwortlich fühlen, bitten, an den zuständigen Stellen ihrer Ministerien vorstellig zu werden und nach dem Vorhandensein ähnlicher Konzepte zu fragen. Wie mir nämlich angedeutet wurde, sei dieses Papier in Abstimmung oder gar im Auftrag der Kultusministerkonferenz verfasst worden. Diese Konzeption ist zutiefst antigymnasial und muss unseren schäftsten Protest hervorrufen, der auch den Deutschen Philologenverband auf den Plan rufen sollte.
Friedrich Maier, Berlin
Friedrich Maier / Bernd Seidensticker: Zusammenarbeit von DAV und Mommsen-Gesellschaft
Am 10. Mai d. J. fand in Berlin ein Gespräch zwischen dem Vorstand der Mommsen-Gesellschaft (Verband der Deutschen Forscher auf dem Gebiete des Griechisch-Römischen Altertums) und dem Vorstand des Deutschen Altphilologenverbandes über Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen den beiden Verbänden statt. Das von Herrn Stefan Kipf angefertigte Protokoll wurde von den Professoren Bernd Seidensticker (MG) und Friedrich Maier (DAV) unterzeichnet und hat folgenden Wortlaut:
Ort: FU Berlin, Seminar für Klassische Philologie
Zeit: 10.5.1997, 12.00 - 16.35 Uhr
Anwesend:
Mommsen-Gesellschaft: Herr Prof. Dr. Döpp, Herr Dr. Holzhausen, Herr Prof. Dr. Hose, Herr Prof. Dr. Jehne, Herr Prof. Dr. Leonhardt, Herr Prof. Dr. Seidensticker
DAV: Herr Prof. Fritsch, Herr Kipf (Protokollant), Herr Dr. Köhler, Herr Prof. Dr. Maier, Herr Dr. Meißner, Frau Schulz
Tagesordnung:
1. Verbesserung der wechselseitigen Information über Entwicklungen und Probleme in Schule und Universität
2. Wechselseitige Erwartungen an die Ausbildung von Studenten und Schülern
3. Möglichkeiten der Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Lehrerfortbildung
4. Stellenwert der Fachdidaktik
5. Werbung für das Studium der Klassischen Philologie bzw. für Griechisch und Latein an der Schule
6. Intensivierung und Koordinierung der Öffentlichkeitsarbeit
7. Verschiedenes
Prof. Seidensticker begrüßt alle Anwesenden und äußert den Wunsch für eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Deutschem Altphilologen Verband (DAV) und Mommsen-Gesellschaft (MG) als bisher.
Prof. Maier betont ebenfalls den Willen und die volle Bereitschaft des DAV zu einer konkreten und dauerhaften Kooperation in allen wichtigen Fragen. Er verweist auf die gemeinsame Interessenlage von Universität und Schule in der gegenwärtig schwierigen Fächersituation. Der DAV-Kongress in Jena im Jahr 1996 sei ein Beispiel
für eine solche effiziente Zusammenarbeit von Universität und Schule gewesen.Zu Top 1:
Prof. Maier regt eine weitere Öffnung des DAV-Mitteilungsblattes Forum Classicum" für die Vertreter der Universitäten an. So könnten z. B. die Erwartungen der Universitäten an die Schule (z. B. notwendige Sprachkenntnisse für ein altphilologisches Studium) besser artikuliert werden.
Herr Dr. Köhler äußert folgende Wünsche: Mitglieder der MG mögen Schulen oder Jahrestagungen der Landesverbände des DAV besuchen, um Informationen über das Studium und die Lage der Alten Sprachen an den Universitäten zu geben. Er bittet um eine flexible Beziehung beider Verbände (z. B. bei der Gestaltung von Fortbildungsveranstaltungen).
Prof. Fritsch betont, dass der DAV nicht als reiner Lehrerverband gegründet worden sei, sondern sich immer die Aufgabe gestellt habe, die Verbindung von Schule und Wissenschaft zu fördern. Auch das DAV-Mitteilungsblatt Forum Classicum" verstehe sich als Publikationsorgan über Probleme und Erfolge der Alten Sprachen an Schule und Universität.
Prof. Seidensticker regt die Bildung von Tandems aus MG und DAV auf Länderebene an, um die Zusammenarbeit flexibel und erfolgreich gestalten zu können. Prof. Jehne verweist auf den Verein für Alte Geschichte in Europa", der ein solches Tandem-Modell in die Praxis umzusetzen versucht. Für eine effektive Zusammenarbeit seien gerade kurze Wege von großer Bedeutung. Zudem müsse das Bewusstsein geschärft werden, dass der DAV auch für Hochschullehrer offen stehe.
Es besteht Einigkeit darüber, dass beide Verbände jeweils einen Vertreter pro Bundesland benennen, die dann die gemeinsame Arbeit koordinieren sollten. Darüber hinaus könnten dann, den jeweiligen regionalen Erfordernissen entsprechend, weitere Formen der Zusammenarbeit installiert werden. Prof. Maier betont, dass der DAV eine derartige Kooperation sehr begrüßen würde.Zusammenfassend betont Prof. Seidensticker das Interesse der MG, eigene Impulse und Anregungen in das Forum Classicum einbringen zu können, und erklärt die Bereitschaft, dass ebenfalls das Mitteilungsblatt der MG für den DAV offenstehe. Außerdem sollten MG und DAV die skizzierte Tandemlösung anstreben.
Prof. Maier regt an, dass es auch an den Universitäten insbesondere für die Lehramtsstudenten Möglichkeiten zur Information und Aussprache über schulpolitische Fragen geben solle, z. B. in Form eines im Semester stattfindenden Vortrages. Dr. Meißner betont dabei die Wichtigkeit der Zusammenarbeit von MG und DAV in diesem Punkte. Prof. Seidensticker erklärt sich bereit, diese Anregung weiterzugeben. An den Universitäten müssten dann aber interne Regelungen gefunden werden.
Prof. Fritsch bittet darum, die Studenten auf die Existenz des DAV hinzuweisen, in den sie unter erheblich ermäßigten Konditionen eintreten können.Zu Top 3 (wurde unmittelbar an Top 1 angeschlossen)
Die Vertreter des DAV regen an, jährlich eine Liste von Universitäts-Vorträgen zusammenzustellen, die für die Schule von Interesse sein könnten; somit solle es ermöglicht werden, leichter Themen für Lehrerfortbildungen und Kongresse zu finden und die entsprechenden Referenten gezielt anzusprechen. Das Forum Classicum könne dafür ein geeignetes Publikationsorgan sein. Prof. Seidensticker erklärt sich bereit, dieses Anliegen auf der Tagung und in den Mitteilungen des MG bekannt zu machen.
Dr. Köhler berichtet von Versuchen, in Thüringen Lehrer ohne ein qualifiziertes Weiterbildungsstudium zu Lateinlehrern zu machen. In Zusammenarbeit mit der Universität Jena sei es jedoch gelungen, diese Lehrer zu einem Studium zu verpflichten, ohne dessen erfolgreichen Abschluss keine Unterrichtserlaubnis erteilt werde. Prof. Maier verweist darauf, daß es sich bei den Umschulungen postgraduierender Lehrer um ein spezielles Problem der Neuen Bundesländer handele, und dankt den Universitäten für die geleisteten Weiterbildungsmaßnahmen. Ferner müssten die Ministerien weiterhin mit Nachdruck darauf aufmerksam gemacht werden, dass Latein ein Mangelfach sei.
Prof. Leonhardt berichtet von Planungen, an der Universität Rostock einen Beratungsservice für Lehrer einzurichten (Umfang: 1 SWS). Es soll sich dabei um ein Konsultationsangebot handeln, um fachliche Hilfen zu vermitteln.
Prof. Seidensticker betont das Interesse an gemeinsamen Aktivitäten in der Lehrerfort- und weiterbildung. Frau Schulz und Herr Kipf weisen aufgrund eigener Erfahrungen darauf hin, dass vor allem in den Neuen Ländern ein unverändert großes Interesse an Fortbildungsveranstaltungen besteht.Zu Top 2
Unter Hinweis auf die neugestalteten Lehrpläne z. B. in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg betont Prof. Maier die Notwendigkeit, dass die Studenten der Alten Sprachen in Zukunft auch in moderner Sprachwissenschaft ausgebildet werden müssten. Zudem müsse der Rezeptionsgeschichte ein stärkeres Gewicht eingeräumt werden. Auch Prof. Fritsch bezeichnet Grundkenntnisse in der modernen Linguistik als eine wichtige Forderung der Schulpraxis.
Prof. Leonhardt stimmt der Einschätzung von Prof. Maier zu und betont die wichtige Rolle der Rezeptionsforschung. Die Vermittlung linguistischer Kenntnisse hält er ebenfalls für eine strukturelle Notwendigkeit, sieht die Universitäten jedoch mit dieser Aufgabe aufgrund der finanziellen Engpässe zur Zeit personell überfordert. Möglicherweise sei durch eine fachübergreifende Zusammenarbeit Abhilfe zu erreichen. Prof. Hose regt an, die Studenten zum Besuch von Veranstaltungen der allgemeinen Sprachwissenschaft zu ermuntern.
Prof. Maier und Prof. Fritsch regen die Einsetzung einer Kommission ein, die eine Liste der unbedingt notwendigen sprachwissenschaftlichen Kenntnisse für Studenten der Alten Sprachen festlegt. Prof. Seidensticker begrüßt diesen Vorschlag; Prof. Jehne weist darauf hin, dass man durch die Einbindung solcher Desiderate in die praktische Sprachausbildung zugleich Argumente gegen Stellenstreichungen gewinnen könnte.Prof. Leonhardt fordert eine intensivere Berücksichtigung der Rezeptionsgeschichte an der Schule. Die Servicefunktion" des Lateinischen für andere Fächer solle stärker betont werden. Prof. Maier unterstützt dieses Anliegen und will sich für eine weitere Förderung einsetzen. Zugleich bittet er die Universitäten darum, bei den Eingangsprüfungen von den Studenten keine Leistungen zu verlangen, die sie nicht erbringen könnten; so sollte z. B. bei solchen Eingangsprüfungen die Benutzung eines Lexikons gestattet sein.
Prof. Seidensticker betont, dass zur Zeit insbesondere die Entwicklung des Griechischen mit den sinkenden Schüler- und Studentenzahlen große Sorgen bereite. Zentrale Inhalte des Griechischen könnten auch in den Lateinunterricht eingebunden werden.
Herr Dr. Köhler betrachtet die Bindung des Griechischen an das Lateinische als Haupthinderungsgrund für eine positive Entwicklung dieses Faches. Im neuen Thüringer Lehrplan sei diese Bindung des Griechischen aufgehoben. Prof. Maier verweist auf die im DAV bereits erfolgten Aktivitäten (Kommission Griechisch in Not; Bericht des Symposions zum Griechischunterricht an der Lehrerfortbildungsakademie in Dillingen). Wo kein Griechischunterricht vorhanden sei, müsse Latein Inhalte des Griechischen abdecken; seiner Ansicht nach könne Griechisch jedoch ohne die Bindung an Latein nicht existieren.
Prof. Leonhardt wendet sich gegen eine strenge Verbindung von Griechisch und Latein. Da fast alle großen Texte des Abendlandes aus dem antiken Griechenland stammten, solle sich der Griechischunterricht vornehmlich auf die Arbeit an den Inhalten der Texte konzentrieren. Prof. Seidensticker kündigt an, dass die MG in der nächsten Zeit intensiv über die Zukunft des Griechischen diskutieren werde.Zu Top 4
Es besteht allgemeine Einigkeit darüber, diesen Tagesordnungspunkt wegen der fortgeschrittenen Zeit auszulassen und bei einer zukünftigen Zusammenkunft erneut auf die Tagesordnung zu setzen.Zu Top 5
Prof. Maier weist auf die Einrichtung der DAV-Kommission Junge Philologinnen und Philologen" hin, die eine Werbebroschüre zur bundesweiten Verteilung für den Lateinunterricht verfertigen soll. In ähnlicher Weise sei eine Werbeschrift für Griechisch vorstellbar. Im Anschluss daran könnten auch Werbematerialien für das Studium von Latein und Griechisch geschaffen werden. Hierbei sei im wesentlichen aber die Universität gefordert. Der DAV könnte die Verteilung solcher Schriften übernehmen und auch finanzielle Zuschüsse gewähren.
Prof. Seidensticker dagegen betont die Notwendigkeit gemeinsamer Überlegungen; er regt gerade bei der Erstellung von Werbe- und Informationsmaterialien eine enge Verzahnung von MG und DAV an. Für die Werbung für Latein und Griechisch sollten gemeinsame Kommissionen (3+3) gebildet werden. Auch Dr. Holzhausen hält es für sinnvoll, dass solches Material in gemeinsamer Kommissionsarbeit erstellt werden solle. Prof. Hose weist darauf hin, dass gemeinsam erstellte Schriften die Zusammenarbeit von Universität und Schule erleichtern könnten. Prof. Jehne erklärt, dass dabei der grundsätzliche Nutzen kulturwissenschaftlicher Kenntnisse hervorgehoben werden müsse.
Dr. Meißner und Prof. Fritsch verweisen auf die verschiedenen Adressatengruppen; die ins Auge gefasste Schrift der bereits gegründeten DAV-Kommission richte sich vor allem an Eltern und Kinder und solle keine berufsbezogene Darstellung sein, sondern die Bedeutung des Faches Latein im Rahmen der schulischen Allgemeinbildung erläutern. Auf Vorschlag von Prof. Maier wird folgende Vorgehensweise allgemein gebilligt: Für die Erstellung der Informationsschriften für das Fach Griechisch wird eine gemeinsame Kommission gebildet. Die bereits eingesetzte DAV-Kommission soll eine Schrift zum Lateinunterricht erarbeiten, auf deren Basis die MG dann eigene Vorschläge unterbreiten soll. Es müsse aber davon ausgegangen werden, dass für beide Fächer jeweils zwei verschiedene Werbeschriften zu erstellen sind.
Zu Top 6
Dr. Meißner regt eine weitere Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit an; so könnte die MG z. B. ebenfalls einen Beauftragten für Öffentlichkeitsarbeit einsetzen; ferner könne man bestimmte Jahre (z. B. 2001 als Sokratesjahr) nutzen, um sich ins Gespräch zu bringen. Prof. Maier vermisst ein bekennerhaftes Auftreten der Klassischen Philologie zu aktuellen Zeitfragen und zum Wert der klassischen Antike. Wenn diese Werte nicht öffentlich vertreten würden, sei die Zukunft der Alten Sprachen kaum zu retten.
Prof. Jehne gibt demgegenüber zu bedenken, dass der Stellenwert der Klassischen Philologie in der Öffentlichkeit gesunken sei. Gleichzeitig bestehe jedoch in der Öffentlichkeit ein breites Interesse an der Antike, das es auszunutzen gelte. Prof. Leonhardt erklärt, dass auch die Philologen Fragestellungen diskutieren müssten, die von öffentlichem Interesse seien und zum allgemeinen Kulturbetrieb gehörten.
Prof. Fritsch sieht im gesamten Gespräch wertvolle Impulse für weitere Aktionen und hebt die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit mit dem Verein für Alte Geschichte in Europa" hervor.
Zum Abschluss der Veranstaltung betonten die beiden Verbandsvorsitzenden, dass sich die Zusammenkunft gelohnt und zu konstruktiven Ergebnissen geführt habe. Allen Teilnehmern wurde dafür herzlich gedankt.Grußwort des DAV-Vorsitzenden an die Mitglieder der Mommsen-Gesellschaft bei ihrer 24. Tagung in Halle 1997
Sehr geehrter Herr Vorsitzender, lieber Herr Seidensticker, meine sehr geehrten Damen und Herren, verehrte Kolleginnen und Kollegen,
ich habe die Ehre, die Grüße und Wünsche des Vorstandes und der Vertreterversammlung des Deutschen Altphilologenverbandes zu Ihrer diesjährigen Tagung in Halle zu überbringen. Ich tue dies mit Freude und nicht ohne Dankbarkeit. Lassen Sie mich dies kurz begründen!
Hier in Halle fand unmittelbar nach der Wende das erste Treffen der Latein- und Griechischlehrer der ehemaligen DDR mit den Vertretern des DAV statt;
wir haben hier mit den über 100 Kolleginnen und Kollegen, die damals aus allen Teilen Ostdeutschlands zusammengekommen waren, drei Tage lang in Gesprächen und Vorträgen die Voraussetzung zur Gründung der Landesverbände in den Neuen Bundesländern geschaffen. Von hier ist also gewissermaßen die Vereinigung von Ost und West innerhalb des DAV ausgegangen.
Ich habe daraufhin (wie andere in ähnlicher Weise) an fast allen Instituten für Klassische Philologie an den Ost-Universitäten längere Zeit in den Semesterferien gearbeitet, um Starthilfe für den Wiederaufbau des altsprachlichen Unterrichts und der humanistischen Studien in den Neuen Bundesländern zu geben, auch hier im schönen und traditionsreichen Robertinum der Universität etwa einen Monat lang. Es ergab sich bei diesem Bemühen wie von selbst, weil von einem gemeinsamen Ziel geleitet, eine ausserordentlich gute, von Fairness, ja oft von Freundschaft getragene Zusammenarbeit zwischen den Schulleuten und den Universitätsvertretern.
Der sich dann bald einstellende Erfolg - die Zahl der Schüler in den Gymnasien, der Studenten an den Universitäten stieg an - verband die beiden Seiten, Schule und Universität, noch enger. Heute zieht man überall kräftig und gemeinsam am selben Strang. Beispielhaft dafür war unser Kongress 1996 in Jena, zu dem fast 900 Teilnehmer gekommen sind. Dieses Großereignis wäre organisatorisch niemals zu bewältigen gewesen, wenn nicht der Bundesvorstand und der Landesverband Thüringen im DAV in einer mustergültigen Weise mit dem Institut für Klassische Philologie der Friedrich Schiller-Universität in Jena hätten zusammenarbeiten können. Dadurch ist eine eindrucksvolle Demonstration für die Antike im Osten der Bundesrepublik gelungen. Ich möchte dies auch hier dankbar und mit Respekt feststellen.
Was sich in den Neuen Bundesländern durch den Neuanfang gewissermaßen als existenznotwendig erwies, hat es in den Alten Bundesländern immer da und dort schon gegeben, wenn auch nicht so eng und unmittelbar aufeinander abgestellt. Mittlerweile ist freilich für die altsprachlichen Studien auch an den Universitäten eine bedrängte Situation, mancherorts eine Gefährdung ihrer Existenz eingetreten, die allgemein ein engeres Zusammenrücken von Universität und Schule als notwendig und sinnvoll erscheinen lassen. Das oft beschriebene Bild, wonach wir gemeinsam in einem Boot säßen und uns gemeinsam rudernd anstrengen müssten, ist deshalb nicht mehr nur eine Absichtserklärung geblieben, sondern hat jetzt zu ganz konkreten Konsequenzen in der unmittelbaren Zusammenarbeit geführt. Eine erste Sitzung der Vorstände der beiden Verbände hat bereits stattgefunden. Das konstatiere ich mit großer Freude, und dafür bin ich dem Vorsitzenden Prof. Seidensticker und seinen Mitdiskutanten in der Kommission zu Dank verpflichtet. Ich möchte es auch hier nochmals sagen: Wir, die Vertreter des DAV, sind zu jeder Art von Zusammenarbeit mit der Mommsen-Gesellschaft bereit, sofern es nützlich ist und gewünscht wird. Wir wollen, um Herrn Seidenstickers Bild in der Eingangsrede aufzunehmen, gemeinsam mit Ihnen als Sisyphus den Stein bearbeiten, der die Lage unserer Fächer symbolisiert.
Der DAV hält seinen nächsten Kongress 1998 in Heidelberg ab; er steht unter dem Motto: Die Wurzeln unserer Kultur. Latein und Griechisch für die Jugend Europas". Wir haben das Thema in diese - gewiss ein wenig provokante - Formulierung gebracht, weil sich an diesem Kongress auch die EUROCLASSICA, also die Vereinigung der Latein- und Griechischlehrer der anderen europäischen Nationen, beteiligt. Wir wollen auch hier ein Zeichen setzen, diesmal soll es eine Demonstration im Westen und auf Europa hin werden. Wir bekennen uns dazu, dass, wenn es um die Findung der europäischen Identität geht, die ja zu einem wesentlichen Teil in der gemeinsamen Kultur liegt, die Vertreter der griechisch-römischen Antike ein gewichtiges Wort mitzureden haben. Wir verwalten ein gutes und großes Stück der europäischen Tradition und wollen dies auch der Öffentlichkeit bewusst machen. Die Stichwörter dafür sind in den vorausgehenden Reden genannt worden: Aktualität der Antike", Gegenwart der Antike in ihren Rezeptionen", Mut zu einer Offensive der Geisteswissenschaften" u. a. m. In der Präsentation der Antike in der Schule und in ihrer offensiven Vertretung gegenüber der Gesellschaft bedürfen wir aber der starken Rückendeckung durch die Vertreter der Universität. Ich bin überzeugt, dass Sie uns in diesem Anliegen voll unterstützen werden. Deshalb darf ich Sie schon jetzt herzlich zu unserem Kongress in Heidelberg 1998 einladen.
Für den Verlauf Ihrer Tagung hier in Halle wünsche ich Ihnen das Allerbeste.
Friedrich MaierSchreiben der Mommsen-Gesellschaft an den DAV-Vorsitzenden
Auf der Hallenser Tagung wurde Prof. Dr. Siegmar Döpp zum Ersten Vorsitzenden der Mommsen-Gesellschaft gewählt. Im Anschluß an die Tagung schrieb Prof. Dr. Bernd Seidensticker (nunmehr Zweiter Vorsitzender der MG) mit Datum vom 1.5.1997 einen Brief an den Bundesvorsitzenden des DAV mit folgendem Wortlaut:
Lieber Herr Maier,
im Namen des Vorstands danke ich Ihnen ganz herzlich dafür, daß Sie sich die Zeit genommen haben, anläßlich der Eröffnung der Hallenser Tagung ein Grußwort zu sprechen.
Ihre Anwesenheit ist ganz allgemein als ein Zeichen unseres gemeinsamen Willens verstanden worden, in Zukunft enger zusammenzuarbeiten, und die Teilnehmer der Tagung haben dann auch in der Mitgliederversammlung nicht nur die geplante Kooperation einhellig begrüßt, sondern auch die von uns am 10. 5. vorbereiteten Empfehlungen beschlossen. ..."
Friedrich Maier /Bernd Seidensticker
Günther Scheda / Thomas Brückner: Zur Lage des altsprachlichen Unterrichts in Deutschland (Schuljahr 1995/96)
Bericht vor der Vertreterversammlung in Fulda am 22.2.1997
1. Schüler
Eine exakte Analyse aller aus den Bundesländern eingegangenen Daten ist leider nicht möglich: entweder sind die Zahlen unvollständig oder weisen - verglichen mit dem Vorjahr - unerklärliche Abweichungen aus. Insgesamt lassen sich jedoch folgende Tendenzen ermitteln:
Bei Latein als erster Fremdsprache kann man eine recht unterschiedliche Entwicklung erkennen: bestimmten Bundesländern, die starke Einbrüche melden (Baden-Württemberg, Niedersachsen), stehen solche mit einem leichten Anstieg gegenüber (Hessen, Rheinland-Pfalz). Auch in zwei neuen Bundesländern (Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen) wählen zunehmend Schüler Latein ab Klasse 5. Die Mehrheit der Berichte bietet konstante Zahlen oder Rückgänge, die (noch) nicht bedrohlich erscheinen, eine Tendenz, die auch Latein als zweite Fremdsprache betrifft: von einem Auslaufmodell kann man nur im Saarland sprechen.Für das Fach Griechisch werden wiederum abnehmende Schülerzahlen mitgeteilt, z. B. in Baden-Württemberg 250 (vorher 330) in Klasse 9. Dagegen hat sich die Situation für das Griechische in einigen Ländern in erfreulicher Weise stabilisiert, ja es gibt sogar leicht ansteigende Zahlen in Hessen, Nordrhein-Westfalen (+ 70), Niedersachsen (+ 60). In Rheinland-Pfalz setzt das Griechische an zwei Gymnasien bereits im 8. Jahrgang ein, ohne dass negative Auswirkungen auf den Sprachbeginn in 9 erkennbar sind. In Schleswig-Holstein ist die Position des Griechischen in der Oberstufe existenzgefährdet": diese Beobachtung gilt zur Zeit für alle Bundesländer.
Alarmierend ist der Trend auch bei den Latein-Leistungskursen: in Nordrhein-Westfalen ging die Zahl der Teilnehmer in Stufe 12 von 450 auf 300 zurück. Dass diese Entwicklung nicht atypisch ist, zeigen die Zahlen aus anderen Bundesländern, von denen allerdings nur jeweils die Summe der Leistungskursteilnehmer der 12. und 13. Stufe vorliegt: Baden-Württemberg 1600 (vorher 1900), Hessen 510 (610), Rheinland-Pfalz 360 (430). Schleswig-Holstein meldet 14 Leistungskurse (vorher 17).
Die im Vorjahr gemachte Beobachtung, dass wenigstens die Teilnehmerzahlen in den Latein-Grundkursen stabil sind, gilt jetzt nicht mehr für alle Länder. Besonders auffällig ist der Rückgang in Baden-Württemberg (12. und 13. Stufe): 3000 Schüler (3400) und in Schleswig-Holstein: 135 Grundkurse (180).2. Lehrer
In allen Bundesländern ist die Altersstruktur bei den Latein- und Griechischlehrern ungünstig: der Altersdurchschnitt liegt zwischen 52 und 55 Jahren und ist damit wesentlich höher als bei den Vertretern anderer Fächer.
Exakte Angaben über die Zahl der Pensionierungen können die meisten Bundesländer nicht machen. Aus den von Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen vorgelegten Statistiken kann man errechnen, dass ca. 5% der Altsprachler 1996 in Pension gegangen sind, eine Quote, die wohl auf andere Länder übertragbar ist. Die Tendenz für 1997 ist eher zunehmend als gleichbleibend, weil die Jahrgänge 1934/1935 sehr stark vertreten sind.
Der zunehmende Bedarf an Lateinlehrern könnte leicht gedeckt werden: abgesehen von Mecklenburg-Vorpommern, wo es keine Referendarausbildung gibt, ist die Zahl der examinierten Lehramtskandidaten unverändert hoch, in Nordrhein-Westfalen sogar steigend (200 nach 180). Aber leider wird nicht jede ausscheidende Lehrkraft durch einen jungen Bewerber ersetzt. Am günstigsten ist die Situation in Bayern, wo 40% der ausgebildeten Lateinreferendare jeweils eine (volle) Stelle erhalten haben. Die Mehrheit der Bundesländer vergibt außer vollen Stellen halbe oder Zweidrittelstellen, und diese sind meistens befristet. Von einigen norddeutschen Kultusverwaltungen (Hamburg, Berlin, Schleswig-Holstein) wurden 1996 ausschließlich solche reduzierten Zeitverträge angeboten. Die Sparmaßnahmen der Länder haben sich vielerorts auf die Arbeitsbedingungen der Kolleginnen und Kollegen negativ ausgewirkt: Unterricht an zwei Schulen; Unterricht nur noch in Latein, nicht mehr im Zweitfach; Einsatz nur noch in den Klassen 7-10; übergroße Lerngruppen (mit 30 Schülern und mehr). Prognosen für die nächsten Jahre wagen nur wenige Berichterstatter: sie sind durchgehend nicht optimistisch. Ein besonderes Problem ist der rapide Geburtenrückgang in den neuen Bundesländern, der sogar zur Schließung bestehender Schulen führen kann: damit werden die Bewerbungsmöglichkeiten westdeutscher Lehramtskandidaten in Ostdeutschland in Zukunft wohl eingeschränkt.3. Fortbildung
Die Sparmaßnahmen der Länder haben sich auch auf die Fortbildungsprogramme ausgewirkt: so wurden die Mittel in Hamburg halbiert. Einerseits wird die geringere Zahl der Angebote beklagt, andererseits haben manche Veranstaltungen, sofern sie auf regionaler Ebene am Nachmittag stattfinden, nicht die gewünschte Resonanz: in Hessen mussten von fünf Angeboten zwei wegen des geringen Interesses ausfallen. Von zunehmender Fachresignation" spricht in diesem Zusammenhang der Bericht aus Schleswig-Holstein.In dem Maße, wie sich die für die Lehrerfortbildung zuständigen staatlichen Institute finanziell und personell zurückziehen, müssen in verschiedenen Bundesländern zunehmend bei der Gestaltung von ganz- oder mehrtägigen Veranstaltungen die Landesverbände des DAV einspringen. Zur Zeit scheinen die personellen und finanziellen Resourcen der Verbände auszureichen, um attraktive Programme zu erstellen. Ob aber auch in Zukunft vierstellige DM-Beträge für die Durchführung solcher Veranstaltungen aufgebracht werden können, ist zu bezweifeln. Eine Kostenersparnis ergäbe sich durch die Kooperation von zwei oder drei benachbarten Ländern, wie dies bei Griechischtagungen bereits geschieht (Hamburg / Schleswig-Holstein). 1996 wurden in zwei Bundesländern erstmals Tagungsgebühren erhoben, ohne dass diese Maßnahme sich negativ auf die Teilnehmerzahl auswirkte.
4. Wettbewerbe
Trotz des Rückgangs des Altsprachlichen Unterrichts in der Oberstufe ist die Durchführung derjenigen Wettbewerbe gesichert, die sich an die Schüler der 12. und 13. Stufe richten. Diese gibt es in den Ländern Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Thüringen. Allerdings führen manche Länder ihre Wettbewerbe nicht in jedem Jahr durch.
Das Certamen Thuringiae hat eine so große Zahl von qualifizierten Interessenten gefunden, dass man drei Stipendien der Studienstiftung des Deutschen Volkes vergeben kann (bisher nur ein Stipendium). - Auch in Sachsen-Anhalt plant man einen Wettbewerb: das Certamen Franckianum.
Die Zahl der Teilnehmer am Bundeswettbewerb für Latein in Sekundarstufe I ist unverändert hoch, in Nordrhein-Westfalen sogar steigend: am Einzelwettbewerb haben sich 540 Schüler beteiligt (im Vorjahr 400). In der Liste der Teilnehmer am Certamen Carolinum tauchen zunehmend Namen von Siegern früherer Sek.-I-Wettbewerbe auf: offensichtlich ermuntert ein erfolgreiches Abschneiden in der Mittelstufe zum Weitermachen über die Klasse 10 hinaus.5. Probleme des Unterrichts
Die Tatsache, dass an vielen Schulen nur ein Fachkollege Latein unterrichtet, bringt unterschiedliche Schwierigkeiten mit sich. Zusammenkünfte auf Tagungen können das Problem, welches die neuen mit den meisten alten Bundesländern teilen, nur mindern, nicht lösen.
Der für Thüringen geschilderte Eindruck, dass auf Eltern- und Schülerseite das Erlernen einer dritten Fremdsprache geringere Bedeutung habe, dürfte sich auf viele andere Bundesländer übertragen lassen.
In Brandenburg führen Weiterbildungsmaßnahmen zu einer leichten Entspannung der Unterrichtsversorgung (u.a. Zertifikatskurse), keineswegs aber zu einer grundsätzlichen Änderung der schwierigen bildungspolitischen Lage für die Alten Sprachen.
Das weiter zunehmende Interesse für Englischbeginn in der 3. Grundschulklasse bringt den Lateinunterricht ab Klasse 5 fachlich und organisatorisch in Schwierigkeiten. An einer Reihe von Schulen scheint sich ein Englisch-Stützkurs bis zum offiziellen Englischbeginn der Klasse 7 herauszubilden. Besonders markant ist das Problem des frühen Englischunterrichts in Hamburg.
In Nordrhein-Westfalen wird die Erhöhung der Klassenfrequenzen im Unterricht spürbar: Lateinkurse mit mehr als 30 Schülern sind in Unter- wie Mittelstufe keine Seltenheit. Durch unterschiedliche Arten von Unterrichtsausfall (Exkursionen, Projektwochen u. a.) geraten gewissenhafte Kollegen unter teilweise hohen Stoff- und Zeitdruck: Sie sind offenbar weniger bereit als Kollegen anderer Fremdsprachen oder des Fachs Deutsch, auf bestimmte Lerninhalte zu verzichten.
Die Ausdünnung des Unterrichts in der Oberstufe führt verbreitet (u. a. Brandenburg, Baden-Württemberg, Hamburg, Rheinland-Pfalz) zu sog. Kombikursen (Grund- und Leistungskurs) oder sogar zu jahrgangsübergreifenden Kursen.6. Maßnahmen zur Information und Werbung
Eingespielte Werbeveranstaltungen der verschiedenen Landesverbände (z. B. Vortragsreihen, zentrale Informationsveranstaltungen für Grundschuleltern) werden fortgesetzt bzw. verstärkt. Die Erstellung von neuem oder Überarbeitung von altem Werbematerial beschäftigt mehrere Landesverbände. Die Initiativen der Landesverbände reagieren oft auf die spezielle bildungspolitische Situation.7. Entwicklungen in der Bildungs- und Schulpolitik
In Baden-Württemberg gelten folgende Mindestgrößen für das Zustandekommen von Kursen: 16 Schüler für Latein I und Latein II, 8 Schüler für Latein III und Griechisch. Ausnahmen sind unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Die Stärkung des sog. naturwissenschaftlichen Profils versuchen bestimmte politische Kreise zu einer Verdrängung des Faches Latein aus der Unterstufe zu nutzen. Die vom Ministerium sehr geförderte Einrichtung von 8jährigen Gymnasien stößt auf breiten Widerstand. - In Hessen ist der Rahmenplan Latein für die Sekundarstufe I im Beteiligungsverfahren. - Das neue Schulgesetz in Mecklenburg-Vorpommern gibt dem Schulleiter eine gewisse Flexibilität bei der Genehmigung bzw. Einrichtung von kleinen Lerngruppen. Jüngere Kollegen aus den alten Bundesländern stellen allerdings hier wie in anderen der neuen Bundesländer vermehrt Rückversetzungsanträge. Die starken Geburtenrückgänge der 90er Jahre, von denen die neuen Bundesländer betroffen sind, tragen hierzu ebenso bei wie die niedrigere Bezahlung und die fehlende Aussicht auf Verbeamtung. - In Nordrhein-Westfalen lässt das Ministerium an einigen Gymnasien die Möglichkeit erproben, durch verstärkten Lateinunterricht in der Mittelstufe das Latinum bereits am Ende der Klasse 10, d. h. nach vier und nicht erst nach viereinhalb Jahren) zu erteilen. Grund hierfür sind häufige Auslandsaufenthalte von Schülern während der 11. Stufe und die angebliche Blockierung von Wahlmöglichkeiten. Ein breite Einführung dieses beschleunigten Latinumskurses enthielte über alle fachlichen Fragen hinaus die Gefahr, dass 95% aller Lateinkollegen nur noch in der Sekundarstufe I eingesetzt würden und mit entsprechenden Status- und Gehaltseinbußen rechnen müssten. - Neue Lehrpläne für Latein und für Griechisch für die gymnasiale Oberstufe sind in Rheinland-Pfalz erschienen. - In Sachsen-Anhalt läuft in diesem Schuljahr versuchsweise die sog. Förderstufe: sie soll ab dem kommenden Schuljahr landesweit eingeführt werden. - In Sachsen wird Latein noch nicht flächendeckend angeboten: so gibt es in Chemnitz an jedem zweiten Gymnasium Latein als zweite Fremdsprache, in Leipzig jedoch nur an jedem dritten. Dass viele Schüler nicht die Möglichkeit haben, Latein zu lernen, zeigt die große Zahl der an Latinumskursen Interessierten in der TU Dresden: 900 Studenten von 7000 in der Philosophischen Fakultät. - Die Lehrplanrevision in Schleswig-Holstein, deren Anhörungsphase im zurückliegenden Jahr beendet wurde, soll zum neuen Schuljahr mit neuen Lehrplänen in Kraft gesetzt werden. - In Thüringen werden für alle Fächer und alle Schularten neue Lehrpläne erarbeitet.8. Zusammenarbeit zwischen den Verbänden in den alten und neuen Bundesländern
Je nach geographischer Nähe erfolgt sie teilweise eng oder - im Falle von Berlin und Brandenburg - nahtlos". Direkter persönlicher Kontakt stellt eine andere Form der Zusammenarbeit dar. Die fünf neuen Bundesländer treffen sich jährlich im Hallenser Robertinum zu einem Erfahrungsaustausch.9. Anregungen und Planungen
Rheinland-Pfalz schlägt eine Aufnahme des Griechischen in den Bundeswettbewerb Fremdsprachen Sek. I vor. - Aus Hamburg kommt die Bitte, bei künftigen DAV-Tagungen den direkten Praxisbezug in bestimmten Bereichen (offener Unterricht, Projektunterricht, Alternativen in der Anfangslektüre) noch stärker zu berücksichtigen. - Baden-Württemberg plant Stammtische" für die Fachkollegen und sucht Kollegen, die zu bestimmten Veröffentlichungen Rezensionen für Tageszeitungen schreiben.Gunther Scheda / Thomas Brückner
Franz - Peter Waiblinger : Alte Sprachen und neue Medien1
Schon die Erfindung der Schrift, die älteste und wichtigste Medienrevolution, kann man verschieden bewerten. Wer also seine Kunst in Schriften hinterlässt", sagt Sokrates im Phaidros, und auch wer sie aufnimmt in der Meinung, dass etwas Deutliches und Sicheres durch die Buchstaben kommen könne, der ist recht einfältig"2; denn im Gegensatz zur lebendigen Rede flöße die Schrift der Seele des Lernenden Vergessenheit" ein und sei der Gefahr, falsch verstanden zu werden, hilflos ausgesetzt.3 Andererseits weiß Platon, wie aus dem Gespräch hervorgeht, das Solon mit einem ägyptischen Priester geführt haben soll4, dass die Schrift das kollektive Wissen der Menschheit vermehrt hat. Hans-Georg Gadamer beschreibt diese Leistung der Schrift folgendermaßen: In der Form der Schrift ist alles Überlieferte für alle Gegenwart gleichzeitig. In ihr besteht mithin eine einzigartige Koexistenz von Vergangenheit und Gegenwart, sofern das gegenwärtige Bewusstsein zu allem schriftlich Überlieferten die Möglichkeit eines freien Zugangs hat."5
Die beiden großen Medienrevolutionen innerhalb unserer Schriftkultur, nämlich der Übergang von der Buchrolle zum Kodex im 3. und die Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert, haben nichts grundlegend Neues gebracht, sondern nur die der Schrift inhärenten Tendenzen verstärkt: Beide Male ist das überlieferte Wissen jeweils einer noch größeren Zahl von Menschen zugänglich gemacht worden, jedesmal haben neue, der traditionellen Literatur eher ferne Schichten von dem neuen Medium Gebrauch gemacht, während die Anhänger der literarischen Tradition zunächst zurückhaltend reagierten. Den römischen Juristen des 3. Jahrhunderts war der Kodex noch nicht vornehm genug6, und die großen Werke der altrömischen Literatur wurden nur zögernd in die neue Form gebracht, während das junge Christentum sich des Kodex von Anfang an bediente. Der Herzog Guidobaldo Montefeltre in Urbino (1482-1508) soll kein gedrucktes Buch in seiner Bibliothek geduldet haben7. Die Reformatoren aber und Humanisten wie Erasmus erkannten, wie wichtig das gedruckte Buch für die Verbreitung ihrer Ideen war.
Auch die Medienrevolution, die wir heute erleben, wird unterschiedlich beurteilt. Die einen sehen darin eine Bedrohung, ja den Verfall unserer literarischen Kultur, andere sind von den neuen Möglichkeiten begeistert. Ängste und Zweifel sind verständlich, da diese Revolution in gewisser Hinsicht ein Ende der Schriftkultur bedeutet; denn sie löst die Schrift zwar nicht als Lesemedium, aber als Speichermedium ab. Der Computer ermöglicht einerseits die Speicherung unglaublich großer Textmengen, ja ganzer Bibliotheken, auf kleinstem Raum und führt andrerseits zu einer völlig neuen Dimension der Verbreitung des gespeicherten Wissens und des Zugriffs auf Informationen. In Sekundenschnelle können riesige Datenmengen über den ganzen Planeten verbreitet werden, und zwar dezentral, von jedem einzelnen ausgehend und von jedem abrufbar, mit der Möglichkeit globaler Kommunikation und Interaktion. Damit führt uns die sogenannte Cyberkultur nach Auffassung des französischen Informationswissenschaftlers Pierre Lévy in die Situation vor der Einführung der Schrift zurück: Welche Botschaft auch immer ankommen mag, sie ist stets in einer permanenten Evolution mit anderen Botschaften, Kommentaren und Bemerkungen verknüpft, mit Menschen, die sich dafür interessieren, mit Foren, in denen man sie diskutiert. Es ist ganz egal, welcher Art Text das Fragment ist, das man vielleicht im beweglichen, es einhüllenden Hypertext übersieht, immer ist es mit anderen Texten verknüpft und dient als Vermittlung oder als Umgebung einer wechselseitigen, interaktiven, ständigen Kommunikation."8
Die Medienrevolution wird unsere Kultur verändern, und niemand weiß, mit welchem Ergebnis. Doch weil Menschen Schriften lesen, nicht binäre Codes, wird die Schriftkultur durch die neuen Medien nicht verschwinden. Zum Speichern muss die Schrift in binäre Codes konvertiert werden, und um digital gespeicherte Texte lesen zu können, brauchen wir wieder Konvertierungsmaschinen, d. h. Computer, die es jedoch mit dem Buch in der Bequemlichkeit der Handhabung keineswegs aufnehmen können. Lesen wird man wohl weiterhin das gedruckte Buch, doch Nachschlagen, Informationen einholen wird man immer mehr mit Hilfe des Computers, weil die Fülle und Aktualität der Informationen vom gedruckten Buch nicht erreicht werden kann.
Welche Bedeutung haben die neuen Medien für die Klassische Philologie, vor allem für den altsprachlichen Unterricht? Es wäre unsinnig, wenn die Altphilologen sich nur deswegen darauf einließen, weil sie damit ihr sogenanntes Modernitätsdefizit ausgleichen zu können glaubten. Auch die bloße Faszination, die von den neuen Medien für manchen ausgeht, ist noch kein hinreichender Grund dafür, den Computer für philologisches Arbeiten zu benützen. Wenn sich Klassische Philologen aber in großem Ausmaß bereits der neuen Medien bedienen, sollten wir dies zur Kenntnis nehmen und fragen, was damit für unsere philologische und pädagogische Tätigkeit gewonnen wird.
Ich werde zunächst einige ausgewählte CD ROM, dann einige Internetprojekte für die Alten Sprachen vorstellen.1. Lateinische und griechische Texte auf CD ROM
Für den Studenten, den Wissenschaftler und den Lehrer gibt es seit einigen Jahren zwei CD ROM, die manche Arbeiten erleichtern und neue Möglichkeiten philologischer Untersuchungen bieten, den Thesaurus Linguae Graecae (TLG) und die Latin CD ROM des Packard Humanities Institute. Auf beiden Scheiben sind ausschließlich Texte gespeichert, griechische bzw. lateinische, und jeweils ein Verzeichnis der Ausgaben, denen die Texte entnommen sind. Der TLG enthält außerdem einen Wortindex, d. h. alle in den Texten vorkommenden Wörter sind zusätzlich in alphabetischer Reihenfolge aufgezeichnet.
Beide CDs kann man nur leasen. Die Lizenz für den TLG kostet für 5 Jahre $500 (für Institute $850), für die lateinische CD für 3 Jahre $125.
1.1. TLG
Das TLG-Projekt9 wurde 1972 an der University of California, Irvine, begonnen. Es wird geleitet von Prof. Theodore F. Brunner. Ziel des ehrgeizigen Unternehmens ist die elektronische Speicherung der gesamten griechischen Literatur der Antike von Homer bis 600 n. Chr. und historischer, lexikographischer und scholiastischer Werke aus der Zeit von 600 bis 1453. Der von L. Berkowitz und Karl A. Squitier veröffentlichte Canon of Greek Authors and Works10, die gedruckte Ausgabe des TLG-Autorenverzeichnisses, führt die Namen von etwa 3500 griechischen Schriftstellern und etwa 10000 Werke auf, eine auch für Philologen fast unvorstellbare Zahl. Nicht alle diese Werke sind schon auf der CD gespeichert, doch das Vorhandene (etwa 1600 Autoren) entspricht schon einer respektablen Bibliothek, die nur hier und da noch ergänzt werden könnte. Zur Zeit liegt die CD in der 4. Fassung vor (D), für 1997 ist die 5. Version (E) angekündigt, auf der etwa 700 weitere Autoren gespeichert sind.11
1.2. PHI Latin CD ROM #5.3
Das lateinische Pendant zur griechischen CD ROM ist die vom Packard Humanities Institute12 herausgegebene CD ROM mit lateinischen Texten und mehreren Bibel-Versionen.
Die lateinische CD ROM enthält sehr viel weniger Texte als die griechische, da die Spätantike fast ganz ausgeschlossen ist. Die Literatur bis 200 n. Chr. ist so gut wie vollständig vorhanden, auch fragmentarische Texte (nicht aber Testimonien), von spätantiken Werken findet man z. B. Servius, die Scriptores Historiae Augustae oder die Digesten Justinians - im ganzen etwa 350 Autoren und ein Vielfaches davon an Werken. Dazu kommen hebräische, griechische, lateinische und englische Bibelversionen sowie Miltons Paradise lost".
Welche Bedeutung haben der Thesaurus Linguae Graecae und die lateinische CD ROM des Packard Humanities Institute für die Alten Sprachen? Zweifellos handelt es sich um seriöse Produkte mit wissenschaftlichem Anspruch, und es ist in jedem Fall zu begrüßen, wenn die Werke der griechischen und lateinischen Literatur nun auch sozusagen in elektronisch lesbarer Schrift vorhanden sind. Mit der Literatur in den modernen Sprachen ist das noch nicht in nennenswertem Maß geschehen, wohl vor allem aus urheberrechtlichen Gründen.
Aber was hat der Lehrer der Alten Sprachen von den beiden CDs ? Ich gestehe, dass allein schon die technische Seite faszinieren kann: Auf zwei Scheiben sind zwei ganze Bibliotheken vereint, die man in gedruckter Form gar nicht besitzen könnte, weil viele Textausgaben längst vergriffen sind. Natürlich braucht man für die Schule nicht die gesamte griechische und die gesamte lateinische Literatur, und das was wir brauchen, haben wir in gedruckter Form im Regal. Aber die Neugier des Philologen wird doch ungeheuer gereizt, wenn er im Autorenverzeichnis der CDs auf Namen stößt, die er vielleicht schon gehört hat, von denen er aber noch nie eine Zeile gelesen hat. Man beginnt zu schmökern", liest sich fest, druckt kleinere Passagen aus. Am Bildschirm wird niemand lange lesen: Da lohnt sich der Gang in die Bibliothek oder, wenn das Buch noch auf dem Markt ist, der Weg in die Buchhandlung.
Philologisches Arbeiten ist mit der CD ROM allein nicht möglich, da alle Texte ohne textkritischen Apparat und ohne editorische Hinweise gespeichert sind. Man wird daher die gedruckte Ausgabe heranziehen müssen, wenn man sich intensiver mit einem Autor beschäftigen will. Aber für schulische Zwecke genügt der Text einer guten Ausgabe (im Canon kann man sich über die zugrundeliegende Edition informieren). Damit ergeben sich für die Schule schon erfreuliche Möglichkeiten: Man kann Stellen, die in der im Unterricht verwendeten Ausgabe vielleicht fehlen, ausdrucken und den Schülern aushändigen, ebenso Paralleltexte, an die der Herausgeber der Schulausgabe nicht gedacht hat. Und der Text der Schulaufgabe muss nicht mehr eigens getippt werden, sondern kann direkt aus der CD übernommen werden. Das erleichtert jedenfalls die tägliche Arbeit.
Es gibt aber noch größere Vorteile, die nicht mehr nur in die Rubrik Bequemlichkeit fallen. Wenn der Lehrer die Textauswahl, die er mit den Schülern lesen will, von der CD ROM in seinen Computer speichert, hat er die Möglichkeit, den Text auf grammatikalische, lexikalische und stilistische Besonderheiten hin zu untersuchen, um im Unterricht auf diese Phänomene intensiver eingehen zu können. Diese Suchmöglichkeiten bieten sowohl einige der auf dem Markt befindlichen Leseprogramme als auch die üblichen Textverarbeitungsprogramme. Auch die Wortkundearbeit kann damit fruchtbarer gemacht werden, weil man den Schülern den konkreten Wortschatz der Textauswahl in die Hand geben und daran wortkundliche Übungen veranstalten kann.13
Damit sind wir beim eigentlichen Zweck der beiden Volltextdatenbanken": Sie sind eine neue Art von Lexikon, eine Nachschlagewerk, das über die Suchmöglichkeiten, die das normale Wörterbuch bietet, hinausgeht. Man kann nämlich auch nach Wortbestandteilen und nach Junkturen suchen; man kann ein Werk, einen Autor oder die gesamte gespeicherte Literatur durchsuchen. Für die Schule ist das gewiss weniger wichtig, für das Studium und für wissenschaftliches Arbeiten dagegen sind die CD ROM ein hilfreiches Instrument. So kann man sich z. B. in wenigen Sekunden vergewissern, ob eine bestimmte Wortverbindung bei Cicero vorkommt oder nicht, eine Suche, für die man mit den traditionellen Cicero-Wörterbüchern sehr viel länger brauchte, wenn nicht gar scheiterte. Der Abstand der gesuchten kombinierten Wörter kann bei der Suche vorgegeben werden. Es ist ferner möglich, nach stilistischen Erscheinungen wie Alliterationen zu suchen, Autoren zu vergleichen, um Zitate festzustellen und anderes mehr.
Für Suchaufgaben dieser Art, ja überhaupt für die Benützung der CD ROM, braucht man eine spezielle Abfragesoftware, die auf den CDs nicht enthalten ist und von den Herausgebern auch nicht mitgeliefert wird. Im folgenden sind einige der gebräuchlichsten Leseprogramme zusammengestellt:
Musaios
Musaios, eine Weiterentwicklung von Scriptorium", das seinerseits Pharos" fortsetzte, läuft mit Windows 3.1 und Windows 95. Es ist einfach zu bedienen, ermöglicht die Suche bei mehreren Autoren und unterstützt den TLG-Wortindex. Es bietet die Möglichkeit, gleichzeitig mehrere Texte zu öffnen und Recherchen im Hintergrund durchzuführen, während man mit einem anderen Programm arbeitet. Ein Nachteil ist, dass nur jeweils ein Bildschirm-Inhalt exportiert werden kann.14TLG/PHI Workplace 5.0
Workplace 5.015 ist ein Windows-Programm, das es erlaubt, Autoren nach der Datierung, ihrer Herkunft und ihrer Gattung auszuwählen. Der TLG-Wortindex wird voll unterstützt. Sehr einfach ist das Kopieren von Texten in die Textverarbeitung. Die Darstellung auf dem Bildschirm ist sehr benutzerfreundlich, da man die Schriftgröße verändern kann.
Lektor
Dieses und das nächste Programm unterscheiden sich von den vorhergehenden durch bessere Suchmöglichkeiten. Sie erlauben z. B. auch die Suche nach Alliterationen. Lektor16, das auf DOS-Ebene läuft, ermöglicht es darüber hinaus, zwei Autoren miteinander zu vergleichen. Man kann damit erkennen, ob ein Autor einen anderen zitiert oder imitiert, und man kann natürlich auch feststellen, ob ein Schriftsteller bestimmte Wendungen selber des öfteren gebraucht. Für die stilistische Analyse lateinischer Werke ist damit ein sehr brauchbares Instrument gewonnen. Dass der Wortindex des TLG nicht unterstützt wird, scheint kein Nachteil zu sein. Bei der Suche einzelne Autoren auszuwählen, ist in der gegenwärtigen Version noch nicht möglich.
View & Find
Zu View & Find17 findet man eine detaillierte Besprechung bei Chr. Schäfer.18
Für Macintosh-Computer sind die beiden folgenden Programme:
PANDORA, ein für das PERSEUS PROJECT (s. u.) entwickeltes Produkt, und
SNS-GREEK & LATIN 3.119
Von den genannten Programmen haben alle Vor- und Nachteile. So sind z. B. bessere Suchmöglichkeiten durch kompliziertere Bedienung erkauft. Oder es gibt Probleme mit dem Speicherplatz usw. Man sollte sich durch Demoversionen (soweit solche erhältlich sind) selbst ein Bild von der Handhabung machen.1.3. Perseus Project
Keine zusätzliche Software braucht man für die Perseus"-CD ROM, ein anspruchsvolles Multimedia-Produkt, das allerdings nur für Macintosh vorliegt. Das an der Tufts University vor 10 Jahren begonnene Projekt hat ein zweifaches Ziel:20 Es soll einerseits dem Lernenden als Einführung in die klassische griechische Literatur und Kultur dienen, andererseits soll es auch ein wissenschaftliches Instrument für den Kenner sein. Die CD ROM enthält die Werke von etwa 30 Autoren im griechischen Original und in englischer Übersetzung. Dazu kommt ein griechisch-englisches Wörterbuch (die kleinere Ausgabe des Liddell-Scott) und eine morphologische Datenbank, die sämtliche griechischen Formen analysiert.
Sehr breit angelegt sind die archäologischen Informationen. Es gibt einen Katalog von 1421 Vasen, 366 Skulpturen, 524 Münzen, 384 Bauwerken und 179 archäologischen Fundstätten. Dabei können die Objekte nach den verschiedensten Kriterien gesucht werden, nach Themen, Sammlungen, Künstlern, Epochen usw. Die Vasenbilder werden oft in vielfachen Detailaufnahmen gezeigt, wie man sie in Bildbänden kaum finden wird. Zugleich gibt es archäologische Beschreibungen zu ausgewählten Objekten. Im Katalog der Fundstätten gibt es Links zu Bildern und Plänen, man kann verschiedene Perspektiven wählen usw.
Ein Atlas enthält Satellitenbilder von Griechenland, die vergrößert werden können. Zwischen dem Atlas und den Fundstätten gibt es wieder Links.
Ferner findet man eine historische Übersicht, die mit Links zu den literarischen Quellen ausgestattet ist; wenn also z. B. der Name Alkibiades auftaucht, gibt es eine Verknüpfung zu einer Passage bei Plutarch. Auch die beigegebene Enzyklopädie zum Klassischen Altertum ist durch Links mit den Primärquellen verbunden.
Alle Teile sind eng miteinander verbunden, so dass man z. B. von einem Wort im Text zur morphologischen Analyse und zur Übersetzung und zu einem Artikel in der Enzyklopädie gelangen kann oder von einem Eigennamen zu Abbildungen geführt wird oder zu einer Landkarte, auf der die für den jeweiligen Namen wichtigen Orte verzeichnet sind. Die Verflechtung der Informationen, die sog. Hyperlinks, könnte im Idealfall sogar die Textinterpretation auf neue Spuren lenken. Besonders wichtig scheinen mir die Möglichkeiten des interdisziplinären Vorgehens. Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft, Archäologie und Geschichte sind hier zu einem altertumswissenschaftlichen Gesamtkonzept verbunden, das dem altsprachlichen Unterricht in besonderem Maß gerecht wird. Das Perseus Project eignet sich zum Selbststudium und für den Unterricht. Die Materialien, die hier zusammengestellt sind, lassen sich im Unterricht sehr gut einsetzen. Über Erfahrungen mit der Verwendung des Perseus-Projekts im Griechisch-Studium bei einem Herodot-Seminar im Sommer 1995 berichtet Thomas Martin im Internet .21
Eine Schwäche der Perseus CD ROM liegt darin, dass die Texte der Loeb Classical Library entnommen sind und nicht den neuesten textkritischen Ausgaben und dass die Enzyklopädie ein Werk vom Ende des letzten Jahrhunderts ist. Der Grund dafür ist das Problem des Urheberrechts. Trotzdem ist das Projekt als ganzes durchaus bewunderungswürdig. Es ist, wie Maurizio Lana es formuliert, ein Zeichen authentischer Vitalität der Klassischen Studien und ihrer Auseinandersetzung mit fortgeschrittensten Technologien22.
Das Perseus Project ist bei der Yale University Press zu beziehen.23 Es ist in einer Kurzfassung auf einer CD ROM zum Preis von $150 und in einer umfassenden Edition auf vier CD ROM zum Preis von $350 erhältlich. Eine DOS-Version ist geplant.1.4. Mittellateinische Texte
Für die Schule spielen die beiden folgenden CD ROM eine geringe Rolle, obwohl der Lateinunterricht natürlich auch mittel- und neulateinische Literatur umfasst. Christliche Texte findet man zum einen auf einer von der Université Catholique de Louvain, Louvain-la-Neuve, Collège Erasme24, herausgegebenen CD ROM CLCLT-2: CETEDOC Library of Christian Latin Texts, die zwischen 4830,- und 6440,- DM kostet. Ein anderes, geradezu gigantisches Unternehmen ist die elektronische Speicherung der 217 Bände umfassenden Patrologia Latina von Migne, die nun auf 5 CD ROM vorliegt und 27000 Pfund Sterling kostet. Informationen dazu sind bei der University of Virginia über Internet abrufbar.252. Bibliographische Datenbanken
Die folgenden CD ROM enthalten bibliographische Datenbanken, durch die die Literaturrecherche sehr erleichtert wird:
Gnomon. Bibliographische Datenbank, 3. Auflage 1996.
Die neueste Auflage enthält etwa 180000 bibliographische Hinweise, die durch Schlagwörter erschlossen werden. Die CD wird von Jürgen Malitz (Universität Eichstätt) herausgegeben und vom Verlag C. H. Beck vertrieben.
Database of Classical Bibliography (L' Année philologique)
Die Bibliographie enthält die Jahrgänge 1976-1987 des Marouzeau einschließlich der Abstracts.26
Dyabola. Archäologische Literaturdatenbank
Grundlage dieser Datenbank ist der Schlagwortkatalog der Bibliothek des Deutschen Archäologischen Instituts in Rom. Die aktuelle Fassung enthält über 220000 Literaturhinweise.273. Multimediale CD ROM für Schüler
Die folgende CD ROM ist zwar nicht für den Unterricht gedacht, sie zeigt jedoch, welche Möglichkeiten das neue Medium für die Schule bietet. Es handelt sich um die von Microsoft herausgegebene CD mit dem Titel Kulturen der Antike". Auf dieser Scheibe sind multimediale Informationen zu Ägypten, Griechenland und Rom gespeichert: Texte, Bilder, gesprochene Beiträge, Filmausschnitte und Animationen. Die CD ist deswegen bemerkenswert, weil sie einmal die Antike stets in Beziehung zur Gegenwart setzt und andererseits immer auf Querverbindungen zwischen den verschiedenen Kulturen bedacht ist. Die Fülle der Informationen ist erstaunlich, die didaktischen Möglichkeiten zeigen sich vor allem, wenn man die Animationen über die Technik der griechischen Vasenmalerei oder des antiken Schiffbaus betrachtet. Literatur, Philosophie und Naturwissenschaft spielen eine große Rolle. Der Benützer kann gezielt nach Informationen suchen oder sich von verschiedenen Führern durch die Welt des Altertums geleiten lassen und damit die Antike aus ganz verschiedenen Perspektiven erleben.284. Textsammlungen im Internet
Dass das Internet für die Klassische Philologie irgendeine Bedeutung haben könnte, wird manchen vielleicht überraschen. In der Presse taucht das Internet jeden zweiten Tag im Zusammenhang mit Pornographie und Rechtsradikalismus auf, Phänomene, die es, wie in anderen Medien, bedauerlicherweise auch hier gibt.
Ein paar Bemerkungen zur Geschichte des Internet: 1969 wurde vom amerikanischen Verteidigungsministerium ein Netzwerk zwischen Computern eingerichtet: Beim Ausfall eines oder mehrerer Rechner sollten die anderen Rechner zur Verfügung stehen. Jeder Computer im Netz sollte mit jedem anderen kommunizieren können.
In den 80er Jahren baute die National Science Foundation ein Netzwerk auf, das fünf Riesencomputer miteinander verband. Dieses Netz wurde den Universitäten zugänglich gemacht: Damit war das Internet entstanden.
Ende der 80er Jahre wurde dieses Netz der Universitäten allgemein zugänglich; seitdem wird es auch kommerziell genutzt.
Im Internet gibt es verschiedene Dienste, z. B.
Telnet, das es ermöglicht, in einem Computer im Netz Recherchen durchzuführen, z. B. im Katalog-Computer der Bayerischen Staatsbibliothek;
FTP (File Transfer Protocol) dient dem weltweiten Austausch von Datenbanken vor allem wissenschaftlicher Art, von Programmen, Texten usw.
E-mail: Elektronische Post wird über das Internet versandt. Eine sehr angenehme Art, Briefe zu schreiben, weil man keinen Umschlag, keine Briefmarke und keinen Briefkasten braucht und der Brief innerhalb von Sekunden an jedem Ort der Welt ankommt zum Preis eines Ortsgesprächs.
World Wide Web ist der bekannteste Dienst im Internet. Der Ursprung des World Wide Web liegt im Institut für Kernphysik in Genf. 1989 begannen die Physiker damit, Informationen besser zugänglich zu machen. Nach zwei Jahren, 1991, wurde das World Wide Web offiziell vorgestellt. Es unterscheidet sich von den anderen Systemen wie z. B. Telnet dadurch, dass die Informationen nicht hierarchisch sortiert sind, sondern von jedem Dokument Querverbindungen zu jedem anderen Dokument hergestellt werden können.
Trotz der Kommerzialisierung seit dieser Zeit dient das Netz auch heute noch dem globalen Wissenstransfer, und es ist erstaunlich, wie sehr sich die Altphilologen in Amerika, aber auch immer mehr in Europa dieses Mediums bedienen.
Auch aus dem Internet kann man lateinische und griechische Texte beziehen. Interessant sind vor
allem die Texte, die sich nicht im TLG und der vom Packard Humanities Institute herausgegebenen lateinischen CD ROM befinden. Man findet alle lateinischen und griechischen Schulautoren im Netz, häufig mit englischen Übersetzungen, darüber hinaus gibt es aber auch spätantike Autoren wie Augustinus, Ausonius, Avian, Prudentius, Boethius, Cassiodor, und mittelalterliche sowie humanistische und neulateinische Schriftsteller wie Petrarca, Pico della Mirandola, Erasmus, Descartes u.a. Natürlich wird man alle diese Autoren in gedruckten Ausgaben und nicht am Bildschirm lesen, aber der Vorteil der elektronischen Fassung ist, dass man das Buch damit in seinem Computer gespeichert hat und dadurch einerseits Passagen daraus ausdrucken, andererseits den Text nach bestimmten Begriffen, nach grammatikalischen und stilistischen Erscheinungen durchsuchen kann.
Manche Texte gibt es auch in Verbindung mit einem Kommentar im Hypertext-Format, d. h. es können Links hergestellt werden zwischen Text und Kommentar: Wenn man auf ein Wort klickt (nur die unterstrichenen Wörter sind mit einem Link versehen), erscheint der Kommentar auf dem Bildschirm. Das Verfahren ist zwar für die Darstellung am Bildschirm sinnvoll, ein Sublinea-Kommentar im Buch erlaubt aber eine wesentlich angenehmere Benützung. Links zum Kommentar wären nur dann ein Vorteil, wenn sie zu weiteren Informationen führen, die im Rahmen eines Buches nicht mehr unterzubringen wären (wie es beim Perseus-Projekt geschieht).
Verzeichnisse von Textquellen gibt es auf der Homepage von vielen Institutionen. Die folgende Liste enthält eine Auswahl von Textsammlungen. Die hier zusammengestellten Links überschneiden sich oft, d. h. sie führen oft zu denselben Adressen, insofern ist die große Zahl der Textsammlungen irreführend. Einige Sammlungen bieten überwiegend, einige ausschließlich englische Übersetzungen.
Athena - Authors and Texts
http://un2sg1.unige.ch/www/athena/html/authors.html
Bibliotheca Latina
http://polyglot.lss.wisc.edu/classics/biblio.htmlCenter for the Computer Analysis of Texts (CCAT)
gopher://ccat.sas.upenn.edu:3333/11/Classical (engl. Übers.)
Labyrinth-Bibliothek
http://www.georgetown.edu/labyrinth/library/latin /latin-lib.html
Latin Texts & Translations
http://www.honors.indiana.edu/~atrium/script/la tin_text.html
Oxford Text Archive
http://users.ox.ac.uk/~archive/ota.html
Patrologia latina database
http://www.lib.virginia.edu/etext/pld.html;
http://www.hti.umich.edu/latin/pld/about.html
Perseus Project
http://www.perseus.tufts.edu/
Project Libellus
http://osman.classics.washington.edu/libellus/libellus.html
Query-Corpus (grammatisch kodierte Texte, nur für Recherchen, hg. von F. Heberlein, Eichstätt)
http://www.ku-eichstaett.de/SLF/Klassphil/home5. htm
#query
Recentiores: Later Latin Texts and Contexts series (O`Donnell)
gopher://ccat.sas.upenn.edu:70/11/journals/Recentiores
Repositories of Classical Texts or Publications
(J. Ruebel)
http://www.public.iastate.edu/~flng_info/Classics/re sources.html
The Online Medieval and Classical Library
http://sunsite.berkeley.edu/OMACL/ (engl. Übers.)
The Tech-Archiv
http://the-tech.mit.edu/Classics/titles.a.html
The University of Virginia Electronic Text Library
http:/etext.lib.virginia.edu/latin.html
Worlds of Late Antiquity
http://ccat.sas.upenn.edu/jod/wola.html5. Einzelne Autoren
Neben den Textsammlungen findet man auch die Texte einzelner Autoren. Viele der genannten Autoren werden auch in den Textsammlungen genannt. Die hier aufgeführten Namen sind also nur in einigen Fällen als zusätzliche Quellen zu verstehen. Manchmal sind Bildmaterialien beigegeben (z. B. Photos von Papyri mit Philodem-Texten, Bilder zu Plinius-Briefen).
Aischylos
http://www.vuw.ac.nz/classics/CLAS406.html
(Interpretationsmaterialien)
Apicius
http://www.vuw.ac.nz/who/Amy.Gale/recipes/ethnic/hi storical/ant-rom-coll.html
Apollonios Rhodios
http://www.geocities.com/Athens/1562/apollon.html
Archimedes
http://www.mcs.drexel.edu/~crorres/Archimedes/con tents.html
Augustinus
http://ccat.sas.upenn.edu/jod/augustine.html
Boethius
http://ccat.sas.upenn.edu/jod/boethius.html
Cassiodor (hg. von James O'Donnell)
http://ccat.sas.upenn.edu/jod/cassiodorus.html
Catull
http://marcus.whitman.edu:80/Departments/Classics /cattxt.html
Catull
http://www.sas.upenn.edu/~rcardona/catullus/catullus.
html (Hypertext mit Konkordanz)
Claudian: Panegyricus de sexto consulatu Honorii Augusti
http://ccat.sas.upenn.edu/jod/sexcons.html
Gregor von Nyssa
http://www.ucc.uconn.edu/~das93006/nyssa.html
Historia Augusta
http://tornade.ERE.UMontreal.CA:80/~brazeauj/hst_
aug.html
Juvenal, 3. Satire
http://faraday.clas.virginia.edu/~mmd6w/sjtest.html
Philodem
http://www.humnet.ucla.edu/humnet/classics/home.html (mit Photos von Papyri)
Platon
http://cedar.evansville.edu/~tb2/bfsuzan/plato.htm
(Interpretationen)
Platon
http://www.iupui.edu/~cplaneau/plato.html
Plautus: Aulularia - Text, Hypertext, Multimedia
http://www.urich.edu/~classics/about.htm
Plinius
http://ccat.sas.upenn.edu/~sadashig/pliny.html
(Materialien)
Vergil
http://ccat.sas.upenn.edu:80/~joef/vergil/home.html
Vergil: Aeneis - experimentelle strukturierte Textwiedergabe
http://ccat.sas.upenn.edu:80/~sbb/Vergil: Konkordanz zu Aen. 4 in HTML
http://www.euronet.nl/users/joostkok/index.htm6. Umfassende Projekte im Internet
Einige Projekte bieten nicht nur Texte und Kommentare, sondern umfassende Informationen:
Cicero Homepage
http://www.dla.utexas.edu/depts/classics/documents /Cic.html
Ovid Project von Hope Greenberg
http://www.uvm.edu/~hag/ovid/index.html
Ovid im WWW
http://uni-erlangen.de/~p2latein/ovid/start.html
Die von Dr. Ulrich Schmitzer gestaltete Homepage der Latinistik der Universität Erlangen ist besonders hervorzuheben, weil man von hier alle wesentlichen Verbindungen zu Adressen findet, die für die Klassische Philologie interessant sein können. Eine Abteilung ist Ovid gewidmet und versammelt weltweit angebotene Beiträge zu Ovid. Dazu gehören nicht nur Texte, Kommentare und Interpretationen, sondern auch Text-, Bild- und Musikdokumente zur Rezeption Ovids.
Vergil Project Pagina domestica P. Vergili Maronis"
http://ccat.sas.upenn.edu/~joef/vergil/home.html
Perseus Project
http://www.perseus.tufts.edu/
Das renommierteste umfassende Projekt ist das an der Tufts-University entwickelte Perseus Project, bei dem alle Daten miteinander durch Links vernetzt sind, wodurch die neue Technik erst richtig genützt wird. Über die nur für Macintosh vorhandene CD ROM-Version des Perseus-Projekts wurde schon gesprochen (s. o.). Wer mit PC arbeitet, kann das Perseus-Projekt im Internet benützen, d.h. griechische Texte und englische Übersetzungen, Links zur morphologischen Analyse von Wörtern und zum entsprechenden Artikel im Wörterbuch von Liddell-Scott. Stellenangaben im Wörterbuch wiederum sind durch Links mit den entsprechenden Texten verbunden. Auch ein englisch-griechisches Wörterbuch kann benützt werden. Dazu kommen archäologische Informationen, wie zum Beispiel Beschreibungen von Vasenbildern, die speziell für das Perseus-Projekt verfasst worden sind, und eine große Zahl von Bildern (allerdings insgesamt nur" 13000, im Gegensatz zu den 24000 Bildern auf den CD ROM).
Für Latein wird gerade ein Gegenstück zum Perseus Projekt entwickelt, das Romulus Project.29 Die Ankündigung verspricht viel. Man hat aus dem Perseus Project gelernt und will es übertreffen durch stärkere Berücksichtigung der Kommentierung und der Interpretation sowie der Rezeptionsgeschichte.7. Bibliographien
Das Internet enthält ferner eine Reihe von Bibliographien zu verschiedenen Autoren, die z. T. nicht in Buchform erschienen sind, u. a. zu
Cicero
http://www.dla.utexas.edu/depts/classics/documents /Cic.html
Livius
http://www.dla.utexas.edu:80/depts/classics/faculty /Moore/LIVYBIB.HTML
Vergil
http://ccat.sas.upenn.edu:80/~joef/vergil/vergilius /finger.html
Cassiodor
http://ccat.sas.upenn.edu/jod/cassiodorus.html
Die Gnomon-Datenbank
auf CD ROM wird im Internet durch die neuesten Rezensionen ergänzt:
Gnomon. Bibliographische Datenbank
http://www.ub.ku-eichstaett.de/Gnomon/
Dass Bibliographien im Internet zugänglich sind, scheint mir sehr sinnvoll zu sein. Sie können ständig aktualisiert werden, während gedruckte Bibliographien schon zum Zeitpunkt des Erscheinens veraltet sind. Für Informationen dieser Art ist das Internet die ideale Publikationsform.8. Zeitschriften
Dasselbe gilt für Rezensionen, die möglichst bald nach der Publikation eines neuen Buches verfügbar sein sollten. Bis eine Rezension in einer Zeitschrift erscheint, vergeht viel Zeit. Im Internet kann man manche Rezension bereits vor der Drucklegung lesen. Auch neue Forschungsergebnisse sollten der wissenschaftlichen Welt rasch zugänglich sein. Deshalb ist es sehr erfreulich, dass eine Reihe von Zeitschriften zur Klassischen Philologie bereits im Internet in Volltextversion vorhanden ist. Die folgende Liste enthält eine Auswahl daraus:
American Journal of Philology
http://muse.jhu.edu/press/tocs/ajp.html
Arachnion
http://www.cisi.unito.it/arachne/arachne.html
Arethusa
http://muse.jhu.edu/press/tocs/are.htmlBryn Mawr Classical Review
gopher://gopher.lib.virginia.edu:70/11/alpha/bmcr
Classics Ireland
http://www.ucd.ie/~classics/ClassicsIreland.html
Dialogos: Hellenic Studies Review
http://www.kcl.ac.uk/kis/schools/hums/byzmodgreek /centre/contents.html
Didascalia - A Journal for Philosophy and Philology from Late Antiquity to the Renaissance
http://www.sal.tohoku.ac.jp/phil/DIDASCALIA/
Didaskalia - The Ancient Theatre Today
http://www.warwick.ac.uk/didaskalia/
Electronic Antiquity
gopher://info.utas.edu.au:70/11/Publications/Elec tronic%20Antiquity%20%3a%20Communicating%20
The%20Classics
Eranos
http://lobster.hsc.uu.se/klass/eranos/eranos.html
Etudes Classiques (aus Luxemburg)
http://www.phil.uni-erlangen.de/~p2latein/ressourc /etudes.html
International Journal of the Classical Tradition
http://weber.u.washington.edu/~lwright/IJCT.html
New England Classical Journal
http://www.circe.unh.edu/classics/necn&j.html
Phoenix
http://www.epas.utoronto.ca:8080/~phoenix/
Scholia Reviews
http://www.und.ac.za/und/classics/scholia.html
TAPhA
gopher://ccat.sas.upenn.edu:70/11/Journals%2c%
20Newsletters%20and%20Publications/TAPA
Traditio
http://ccat.sas.upenn.edu/jod/traditio/traditio.html9. Archäologische, kunsthistorische, religionsgeschichtliche, mythologische und althistorische Materialien
Sehr viele Materialien findet man zu archäologischen, kunsthistorischen, religionsgeschichtlichen, mythologischen und althistorischen Themen. Es gibt zahllose Abbildungen aus den wichtigsten Museen, Landkarten zum römischen Reich, Fotografien von Rom aus dem 19. Jahrhundert, virtuelle Spaziergänge durch Ausgrabungen und rekonstruierte archäologische Bezirke; ein ganzes Projekt ist Pompeji gewidmet. Einen hervorragenden Überblick gibt Ulrich Schmitzers Verzeichnis mit dem Namen KIRKE":
http://www.phil.uni-erlangen.de/~p2latein/kirke/kirke
rah.html.
Diese Quellen sind für den Unterricht eine erfreuliche Hilfe, weil sie dem Lehrer manche Abbildung in die Hand geben, die er nur schwer in gedruckter Form auftreiben könnte. Da man derartige Materialien bequem auf Folien kopieren kann, wird es dem Lehrer leicht gemacht, die Anschaulichkeit des Unterrichts zu steigern.
10. Didaktische Materialien
Außer Texten und Bildern sind bisher wenig konkrete Unterrichtsmaterialien vorhanden, es kommen aber ständig neue Seiten dazu. So gibt es immerhin Unterrichtsprojekte zum Lehrplan Latein aus Baden-Württemberg, Vorschläge für neue Methoden im Lateinunterricht aus Österreich (Latein: Das neue Fach), Übersetzungshilfen für die Cäsarlektüre (Minerva - Programme für den altsprachlichen Unterricht) u. a. Informationen dazu auf der KIRKE-Seite von Ulrich Schmitzer (s. o.). Friedrich Heberlein hat als Beispiel für didaktisch verwertbare Materialien Bilder zur Plinius-Lektüre zusammengestellt:
http://www.ku-eichstaett.de/SLF/Klassphil/home9.htm#
topic7
Seit kurzem gibt es die Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet"30, die von einer Latein-Kollegin aus Baden-Württemberg, Margit Fischbach, im Landesinstitut für Unterricht und Erziehung in Stuttgart verwaltet wird. Sie zeigt, auf welche Weise man web-Informationen für den Unterricht nützen kann31 und hat einen Dienst aufgebaut, der Arbeitsmaterialien von Kollegen ins Netz gibt; sie bietet sogar die Möglichkeit an, dass jeder über ein Online-Autorenmodul" seine Beiträge selber in ihre Datenbank einstellt.32
Nicht nur für Latein, sondern für alle Fächer und für den gesamten Bildungsbereich wurde an der Humboldt-Universität Berlin der Deutsche Bildungs-Server eingerichtet, der im Internet verfügbare Materialien klassifiziert, in übersichtlicher Weise gliedert und durch Links vermittelt.33
Die altsprachlichen Adressen sind dort unter der Rubrik Fremdsprachen" aufgeführt, in der natürlich das Englische dominiert. Es ist klar, dass sich für den Englisch-Unterricht mit dem Internet noch ganz andere Möglichkeiten auftun als für die Alten Sprachen, da hier der Sprachunterricht durch die Verwendung aktueller englischer Texte aus dem Netz und durch Kommunikation mit englischsprechenden Schülern per E-mail bereichert werden kann.34
Wenn die Schule außer dem Netzanschluss auch über einen Farbdrucker verfügt, ist es für jeden Lehrer möglich, Unterrichtsmaterialien aus dem Netz auf Folien zu drucken. Ein privater Internetzugang ist dann gar nicht nötig. Es bietet sich an, die aus dem Netz bezogenen Folien zu archivieren, um sie allen Kollegen zugänglich zu machen.11. Adressenverzeichnisse und allgemeine Suchmaschinen
Wie kommt man an die Materialien und Informationen heran, die man braucht? Das Internet ist bekanntlich chaotisch, es ist nicht hierarchisch strukturiert, nicht säuberlich in Fakultäten gegliedert, sondern in der ganzen Welt kann jeder seine Informationen veröffentlichen, ohne dass sie in ein allgemeines Inhaltsverzeichnis geschrieben werden könnten.
Zum Glück gibt es engagierte Philologen, die das Netz durchsuchen und ihre Funde durch Links in einem speziellen Inhaltsverzeichnis auf ihrer Homepage auflisten. Die unsichtbaren Adressen werden aktiviert, wenn man auf die unterstrichenen Wörter klickt, und schon wird die Verbindung zu völlig unzusammenhängend entstandenen Dokumenten hergestellt. Es gibt viele solcher mehr oder weniger ausführlicher Zusammenstellungen. In Deutschland ragt Ulrich Schmitzers KIRKE-Seite heraus, die ständig aktualisiert wird und eine sorgfältige Auswahl wichtiger Adressen enthält. Von hier aus findet man durch immer neue Links auch zu zahllosen Dokumenten, die auf dieser Seite nicht verzeichnet sind.
Wer auf diesem und anderen Inhaltsverzeichnissen nicht findet, wonach er sucht, muss sich einer Suchmaschine bedienen. Searchengines sind Unternehmen mit Großcomputern, die das Internet mit riesiger Geschwindigkeit durchsuchen können. Altavista z. B. ist ein Computer in Palo Alto in Kalifornien, den man vom eigenen
Computer aus anwählt. Man gibt einen oder mehrere Begriffe ein, und in wenigen Sekunden durchsucht der Computer etwa 40 Millionen Seiten und zeigt dann an, in welchen Dokumenten diese Begriffe vorkommen; wenn man in dieser Liste dann eine Adresse anklickt, wird das Dokument in den Computer geladen, man kann es lesen, speichern und ausdrucken. Die wichtigsten Suchmaschinen sind:
Altavista http://www.altavista.digital.com
Lycos http://www.lycos.com
Yahoo http://www.yahoo.com12. Zusammenfassung und Ausblick
Was bedeuten die neuen Medien für die Alten Sprachen? Es ist schwierig, ein sicheres Urteil zu geben, weil sich die Entwicklung noch in den Anfängen befindet. Doch eines ist ganz gewiss erfreulich: Die Klassische Philologie hat sich sehr schnell der neuen Medien bedient und ist innerhalb der Geisteswissenschaften auf diesem Gebiet vielleicht sogar weiter fortgeschritten als andere Disziplinen.
Erfreulich ist auch, dass die Texte der griechischen und römischen Antike mehr oder weniger vollständig elektronisch gespeichert und damit auch für das elektronische Zeitalter" verfügbar sind.
Erfreulich ist auch, dass durch die elektronische Speicherung der Zugang zu den Texten erleichtert wird, dass manches, was in Vergessenheit geraten war, vielleicht neue Aufmerksamkeit findet.
Für die philologische Arbeit ergeben sich neue Möglichkeiten im lexikalischen Bereich. Untersuchungen zum Wortschatz und zum Stil eines Autors werden erleichtert und auf sichere Grundlagen gestellt. Der Vergleich mehrerer Werke im Hinblick auf ihren Wortschatz ist bequemer durchzuführen, Echtheits- und Datierungsfragen können damit eher gelöst werden.
Andererseits darf man die Leistungen von CD ROM und Internet auch nicht überschätzen. Wer mit dem Internet vertraut ist, weiß, wieviel Frustration davon ausgehen kann, wenn man durch immer neue Links immer nur auf das Gesuchte verwiesen wird, ohne dort jemals anzukommen, weil die Übertragungsraten so gering sind oder ein Server gerade nicht in Betrieb oder eine Adresse veraltet ist. Auch die Inhalte sind oft alles andere als überzeugend: Manche groß angekündigte Information stellt sich als banal heraus, nicht selten findet man nur alten Wein in neuen Schläuchen. Manche Texte sind unzuverlässig, weil sie schlampig eingescannt wurden. Während bei einem Buch schon der Verlag in vielen Fällen für eine gewisse Qualität und Seriosität garantiert, sind Internet-Dokumente, deren Autor man nicht kennt, prinzipiell mit Vorsicht zu verwenden. Mit der Zeit wird sich wohl die Spreu vom Weizen trennen, und diejenigen, die Links zu Quellen zusammenstellen, werden bald weniger auf Quantität achten als auf Qualität. Bei den CD ROM-Produkten, die von namhaften Instituten herausgegeben werden, gibt es natürlich keinen Grund zu derartiger Skepsis.
In der Schule sind die Möglichkeiten im Augenblick noch begrenzt. Sinnvolle Verwendung finden die neuen Medien etwa in der Wortkundearbeit, insofern es damit z. B. möglich ist, Wortlisten zu einer konkreten Lektüreauswahl herzustellen, die nach der Häufigkeit der Wörter geordnet sind. Die Arbeit des Lehrers wird ferner erleichtert, da lateinische und griechische Texte nicht mehr getippt werden müssen. Texte für den Unterricht lassen sich also sehr bequem herstellen. Auch die Analyse der grammatischen Strukturen eines Textes lässt sich mit dem Computer sehr leicht durchführen.
All das wird durch den Computer zwar erleichtert, damit werden jedoch die eigentlichen Möglichkeiten des neuen Werkzeugs noch nicht genutzt. Wirklich interessant für den Unterricht könnten die elektronischen Medien werden, wenn multimediale Datenbanken und Hypertext-Lehrbücher verwendet würden (gespeichert auf CD ROM). Modell für alle Entwicklungen dieser Art könnte das Perseus-Projekt sein.
Lehrbücher im Hypertextformat könnten durch die Verknüpfung verschiedener Ebenen grammatischer und lexikalischer Informationen den Lernprozess insofern effizienter machen, als der Schüler von jedem Wort aus über mehrere Links schließlich zum gesamten System der Grammatik gelangen könnte. Die Informationen könnten
individuell dosiert werden, unnötige Informationen fielen weg. Der Schüler stellt nur so lange Verknüpfungen her, als er Fragen hat. Er kann sich mit der morphologischen Analyse eines Wortes begnügen oder das ganze Paradigma anfordern oder sich dieses Paradigma innerhalb einer größeren Gruppe vor Augen stellen. Natürlich kann man diese Informationen auch in Wörterbüchern und Grammatiken finden. Das Hypertextsystem könnte jedoch den Schüler auf einer sinnvollen Spur von einer Information zur anderen führen, vom konkreten Einzelproblem zum grammatischen System, und könnte zudem jeden Schritt mit zusätzlichen Übungen und Hilfen versehen. Auch die syntaktische Struktur eines Textes könnte durch dosierte Informationen schrittweise erläutert werden, indem Satzteile auf Anfrage farbig unterlegt und Konjunktionen, Partizipien usw. hervorgehoben werden.
Hypertextbücher dieser Art könnten zusätzlich zum Unterricht eingesetzt werden, aber auch für Übungen in der Schule.
Vor allem der Lernbereich Antike Kultur" könnte in Lehrbüchern und Textausgaben im Hypertextformat berücksichtigt werden. Die Möglichkeiten, auf einer CD ROM Bilder, Modelle, Skizzen, Animationen und Filme zu speichern, die bestimmten Wörtern oder Texten zugeordnet sind, übertrifft die Anschaulichkeit des herkömmlichen Unterrichts bei weitem. Anschauungsmaterialien aus dem Netz für den Unterricht auf Folien zu drucken ist heute schon praktikabel.
Eine andere Frage ist, ob Schüler so viele Informationen brauchen, ob sie nicht überschüttet würden, geradezu abstumpfen müssten. Diese Gefahr besteht, sie kann nur gemeistert werden durch eine didaktisch begründete Auswahl der Informationen und durch Betonung der Qualität vor der Quantität.
Der Lehrer wird durch die neuen Medien nicht überflüssig, er sollte sie dort einsetzen, wo sie die traditionellen Verfahren übertreffen. Das dürfte in einigen Bereichen der Fall sein, in vielen sicher nicht. Wie groß die Hilfe ist, die der Lehrer von den neuen Medien erhält, lässt sich noch gar nicht abschätzen. Der internationale Austausch von Materialien, für den gerade erst die Strukturen geschaffen werden, scheint ein vielversprechender Weg zu sein. Hier kündigt sich jedenfalls eine weltweite Gemeinschaft nicht nur der Forscher, sondern auch der Lehrenden an. Man darf vermuten, dass davon auch für den altsprachlichen Unterricht neue belebende Impulse ausgehen.1) Leicht veränderte Fassung eines Vortrags im Wilhelmsgymnasium München am 13. 3. 97.
2) Platon, Phaidros 275 c (nach der Übersetzung von F. Schleiermacher) hg. von W. F. Otto, E. Grassi, G. Plamböck. Reinbek (Rowohlt) 1966.
3) A. a. O. 275 e.
4) Timaios 231 c.
5) Hans-Georg Gadamer, Wahrheit und Methode. Tübingen 1972, S. 367.
6) Herbert Hunger u.a.: Die Textüberlieferung der antiken Literatur und der Bibel. München (dtv) 1975. S. 47.
7) Denys Hay im Vorwort zu John Carter und Percy Muir: Bücher, die die Welt verändern. München (dtv) 1976,
S. 31.
8) Pierre Lévy: Cyberkultur. Universalität ohne Totalität. In: Telepolis. Die Zeitschrift der Netzkultur. 0-Nummer 1996, S. 14.
9) The TLG Project, 3450 Berkeley Place, University of California Irvine, Irvine, CA 92697-5550, USA. Tel.: (714) 824-7031; Fax: (714) 824-8434; E-mail: tlg@uci.edu
10) New York/Oxford (Oxford University Press) 1990.
11) Informationen dazu bei Marcus Sehlmeyer (http://gwdu19.gwdg.de/~msehlme1/cdrom.htm) und beim TLG Project (http://www.tlg.uci.edu/~tlg/NEW_on_E.
html).
12) Packard Humanities Institute, 300 Second Street, Suite 201, Los Altos, CA 94022, USA. Tel. (415 ) 948-0150; Fax: (415) 948-5793; E-mail: 74754.2713@compuserve.com
13) Vorschläge bei F. P. Waiblinger: Neue Wege der Wortkundearbeit, Anregung 39, 1993, S. 239-242.
14) Musaios c/o Darl J. Dumont, 15237 Sunset Boulevard Suite 20, Pacific Palisades, CA 90272. Fax: (310) 454-4819; Email: rsmith1@cerfnet.com oder ddumont@musaios.com
15) TLG Workplace 5.0: John Baima, Silver Mountain Software, 1029 Tanglewood, Cedar Hill, TX 75104-3019. Tel.: (972) 293-2920; Fax: (972) 293-6641; E-mail: jbaima@silvermnt.com
16) Lektor: Robert Maier, Katharina Geisler-Str. 16, 85356 Freising, Tel.: 08161-872007; Fax: 08161-82206; E-mail: 106365.2131@compuserve.com. - Besprechung von M. Sehlmeyer in: Bryn Mawr Classical Review 96,8,2.
17) View & Find: Burkhard Meissner, Institut für Klassische Altertumswissenschaften, Seminar für Alte Ge
schichte, Universitätsplatz 12 (Robertinum), 06099 Halle/Saale. Tel.: 0345-5524021; E-mail: meissner@altertum.uni halle.d400.de
18) Chr. Schäfer: Computer und antike Texte. Wortrecherche, Konkordanz- und Indexerstellung mit Volltextdatenbanken (Computer und antike Texte Bd. 1). St. Katharinen 1993.
19) Information bei: Laboratorio Informatico per le Lingue Antiche, Scuola Normale Superiore, 56100 Pisa, Italien. Tel. 0039-50-509403; Fax 0039-50-563513; E-mail: alphamail@sabsns.sns.it
20) Information: http://www.perseus.tufts.edu/AboutPerseus.html
21) http://www.perseus.tufts.edu/classes/TMHerodotus.95s.html#Daily Reports (cont'd)
22) Maurizio Lana, Strumenti informatici per le lingue classiche. In: Arachnion. A Journal of Ancient Literature and History on the Web. Nr. 1 (http://www.cisi.unito.it/arachne/num1/lana.html , S. 10: un segno di vitalità degli studi classici e del loro confronto con le tecnologie più avanzate").
23) Yale University Press, Special Projects Department, PO Box 209040, New Haven, CT 06520, Tel. (800) 987-7323; Fax (800) 777-9253.
24) Place Blaise Pascal 1, 1348 Louvain-la-Neuve, Belgien.- Rezension: T. Bucknall / C.M. McDonough, Classical Journal 90 (1994/95), S. 90-96.
25) http://www.lib.virginia.edu/etext/pld.html
26) Scholar Press, PO Box 15399, Atlanta, Georgia 30333-0399
27) Besprechung K. Wallat, Gnomon 67 (1995), S. 551-560. Bezugsadresse: Postfach 450144, 80901 München, Fax 089-32352182.
28) Besprechung F. P. Waiblinger in: Forum Classicum 1/97, S. 42-43, und http://gwdu19.gwdg.de/~msehlme/cdrom.html#Kulturen.
29) Informationen dazu bei http://ccat.sas.upenn.edu/~romulus/
30) http://132.230.36.11/schule/LEU.html
31) Von der WWW-Seite zur Unterrichtsfolie. Wie nütze ich die WWW-Information?"
http://132.230.36.11/schule/Folien.html#start.
32) Von der Unterrichtsfolie zur WWW-Seite. Wie stelle ich meine Arbeit den Kollegen über das WWW zur Verfügung?" http://132.230.36.11/schule/Folien2.html
#start
33) Deutscher Bildungs-Server: http://dbs.schule.de. Informationen dazu bei Peter Diepold, Bildungsinitiative Schulen ans Netz" (http://ww.educat.hu-berlin.de/publikation/wiekommt.html ).
34) Vgl. den Bericht Fit fürs wahre Leben. Ein Gymnasiallehrer im ostfriesischen Aurich treibt die Computer-Revolution im Klassenzimmer voran", in: Der Spiegel Nr. 10/3.3.97, S. 78.Franz Peter Waiblinger, München