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Endlich
ist der Volks-Computer da, und er ist so schön handlich, weil er
nur aus Tastatur besteht. Aber wozu braucht man eigentlich einen
Computer?
Der
Volks-Computer
Ich hatte
euch von der Zeit erzählt, liebe Kinder, als es einerseits Großrechner und andererseits Taschenrechner gab und dazwischen nichts.
Das änderte sich, als der "Volks-Computer" auf den Markt kam,
abgekürzt VC 20, weil er 20 Zeichen in einer Zeile nebeneinander
abbilden konnte. Er bestand eigentlich nur aus einer etwas dick
geratenen Tastatur, es gab keine Maus und keinen Monitor. Als
Bildschirm musste der Fernseher des Hauses herhalten. Wohl dem, der ein
"Arbeitszimmer" und einen zweiten Fernseher hatte! Sonst musste man im
Wohnzimmer im Sessel sitzen, vor sich auf dem niedrigen Couchtisch die
Tastatur und irgendwo im Blickwinkel des verrenkten Kopfes den
Fernseher. Bekanntlich sind Verbindungskabel ja immer zu kurz. Da
saß man dann, blockierte das Wohnzimmer und die Leute, die
fernsehen wollten, und versuchte, etwas Sinnvolles mit dem Computer zu
machen.
Der
Gehirninhalt des Volks-Computers war vernachlässigbar, so um die
sieben Pfund (3,5 Kilo) Byte. Wie im richtigen Leben ging dafür
auch noch der größte Teil für Verwaltung drauf. Aber
bald wurde das Gehirn des VC 20 auf 64 Kilobyte aufgebohrt, und das
wurde dann - als C 64 - der große Renner weltweit. Und die
Entwicklung ging weiter. So gab es den Atari und das Colour Genie, das
schon 16 Farben hatte!
Gemeinsam
war aber allen Computern noch, dass es zunächst keine
Anwender-Programme gab. Beim Einschalten war man gleich in der
"Betriebsart" BASIC. Das war erstmal ein Schock: Da hat man jetzt so
ein tolles modernes Teil, aber was macht man mit einem Computer ohne
Gebrauchsanweisung? Aber bald kam Rettung, und es wuchsen von
überall her Computer-Spiele aus dem Boden, und die konnte man
sammeln. Bald war Big Mac nicht mehr so prominent wie Pacman.
Aber es
gab auch die ewigen Nörgler und Unzufriedenen. Die wollten mit dem
Computer unbedingt etwas Sinnvolles anfangen. Aber dafür musste
man sich selbst ein Programm schreiben. Das Malprogramm fand in BASIC
statt: Man gab die Koordinaten von Punkten ein, die eine Linie bilden
oder einen Kreis erzeugen sollten, und man gab die Farbe an, mit der
geschlossene Linienzüge ausgefüllt werden sollten. Immerhin
konnte man damit schon ein Programm für einen kleinen "Film"
schreiben: Ein rotes Haus steht auf einer grünen Wiese,
darüber lacht am blauen Himmel die gelbe Sonne. Plötzlich ist
es dunkel, die Fenster im Haus werden hell, und der Mond scheint. Dann
ist der Mond weg, und es blitzt. Ende! Mehr Arbeitsspeicher ist nicht
da. (Da sind heute schon viele, viele Kilobytes mehr beschäftigt,
wenn der Monitor nur meldet:WINDOWS WIRD HERUNTERGEFAHREN.)
Die Frage
war also: Wozu brauche ich eigentlich einen Computer? Wir haben damals
einen Familienrat gehalten und haben keinen Grund gefunden, warum wir
einen Computer brauchen. - Dann haben wir einen gekauft, weil doch das
Programmieren so viel Spaß macht.
So hat es
angefangen. Zum Speichern der vielen tollen selbst erfundenen Programme
braucht man natürlich ein Diskettenlaufwerk für Disketten im
Format fünfeinviertel Zoll, so schlabbrige Dinger, anderthalb mal
so groß wie Bierdeckel. (Die noch größeren und noch
schlabbrigeren 8-Zoll-Disketten Marke Pizzaboden waren bis dahin in der
Industrie üblich und wurden jetzt langsam unmodern.) Weil das Zeug
aber so teuer ist, wird nur ein Einzellaufwerk gekauft. Dann merkt man,
das Kopieren von einer Diskette auf die andere dauert ja ewig, wenn man
dauernd Quell- und Zieldiskette im Laufwerk auswechseln muss. Also muss
ein zweites Laufwerk her. Irgendwann bekommt man ein
Amateur-Textverarbeitungsprogramm in die Finger; da kann man dann ja
richtige Briefe schreiben. Aber dafür braucht man einen Drucker.
Neun-Nadel-Drucker sind der Stand der Technik. (Davon erzähle ich
euch ein andermal.) Ein richtiger Monitor muss den tragbaren Fernseher
ersetzen. Man braucht auch immer wieder eine Erweiterung für den
Arbeitsspeicher, so dass der früher so schön kompakte
Computer jetzt mehr und mehr Auswüchse zeigt...
Technisch
war das alles noch in der Entwicklung begriffen; aber die Preise waren
schon voll ausgereift: Für die oben beschriebene
Grundausrüstung gingen leicht ein paar Tausender weg.
Beim nächsten Mal, liebe Kinder, erfahrt ihr,
wie die Computer immer besser wurden und immer mehr gekauft wurden,
weil sich die Leute inzwischen gute Ausreden ausgedacht hatten, warum
sie unbedingt einen Computer brauchen.
Euer
Fossil
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